Fettarme Kost – günstige Langzeiteffekte
21.11.2019 Bei dem derzeitigen „Low carb“ Hype klingt es fast wie ein Ruf aus der Wüste. Was bringt eine fettarme Kost?
Wissenschaftler aus den USA haben die Daten der Studie „Women´s Health Initiative (WHI)“ ausgewertet, bei der seit 1993 fast 49 Millionen US-amerikanische Frauen nach der Menopause untersucht wurden. Dabei wurde ursprünglich versucht, die Frage zu beantworten, ob das Risiko für Brustkrebs, Dickdarmkrebs und eine Herzkranzgefäßerkrankung (koronare Herzkrankheit, KHK) durch eine fettarme Kost reduziert werden kann. Alle Frauen der Studie wurden innerhalb des ersten Jahres in mehreren Sitzungen intensiv diätetisch beraten. Empfohlen wurden dabei insbesondere wenig Fett, viel Früchte, Gemüse und Vollkornprodukte, auch Nüsse. Über 10 Jahre hinweg wurde diese Beratung alle 3 Monate aufgefrischt. Bei einer Auswertung nach knapp 20 Jahren zeigte sich, dass eine solche fettarme Kost u.a. das Auftreten eines Typ-1-Diabetes um 13-25% reduzierte und bei 23.000 untersuchten Frauen, bei denen zu Beginn der Studie weder ein Bluthochdruck noch eine Herzkranzgefäßerkrankung vorlag, das Risiko für das Neuauftreten einer KHK um 15-30% reduziert wurde.
Kommentar: Derzeit gibt es eine fast unüberschaubare Zahl von Ernährungstipps und ganz unterschiedliche Ernährungstrends, allen voran nun „Low Carb“, also möglichst wenig Kohlenhydrate zur Gewichtsabnahme und zur Verbesserung der Blutzuckerwerte bei Typ-2-Diabetes. Da fällt es schwer, herauszufinden, was wir überhaupt essen sollen. Die allermeisten Ernährungsstudien sind kurzfristig angelegt: 4 Wochen, 3 Monate, 1 Jahr oder selten länger. Da ist die hier beschriebene „Women´s Health Initiative (WHI)“ die große Ausnahme. Sie zeigt, dass eine fettarme Kost langfristig viele Vorteile bietet, insbesondere für die Herzkranzgefäße und für den Zuckerstoffwechsel.. Der Schlüssel ist nicht Fett versus Kohlenhydrate sondern die Mischkost, wie z.B. auch bei der Mediterranen Kost. Schnittmengen dieser Kostformen für positive Langzeiteffekte auf die Gesundheit sind weitgehend einheitlich: Blattsalat, Gemüse, Früchte und Nüsse.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum
Quellen:
Prentice RL, Aragaki AK, Howard BV, et al. Low-fat dietary pattern among postmenopausal women influences long-term cancer, cardiovascular disease, and diabetes outcomes The Journal of Nutrition 2019; 149 (9): 1565 DOI: 10.1093/jn/nxz107