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Zeit im Zielbereich („time in range“), ein neues Maß für die Qualität der Diabeteseinstellung

24.11.2019 Zeit im Zielbereich oder auf neudeutsch „Time in Range“, diesen Begriff sollten sich Patienten mit Insulinpumpen und Anwendung von kontinuierlicher Glukosemessung (CGM) merken

Durch Anwendung der kontinuierlichen subkutanen Glukosemessung (CGM) ist es nun möglich festzustellen, wie lange der Zuckerspiegel im Zielbereich liegt. Der entsprechende englische Fachbegriff heißt „time in range“ (TIR). Die TIR spielt für klinische Studien bei der Auswertung von Studien mit Insulinpumpen und deren Steuerung mittels CGM eine große Rolle. Der Wert wird als % von 24 Stunden Beobachtungsdauer (z.B. 65%) angegeben und ist ein Maß für die Qualität der Blutzuckereinstellung. Bei einer retrospektiven Analyse der Patienten mit Typ-1-Diabetes aus der großen nordamerikanischen DCCT-Studie wurde nun versucht herauszufinden, wie die Zeit im Zielbereich (TIR) mit dem Auftreten von Diabeteskomplikationen an Nieren und Augen zusammenhängt. Innerhalb der 9 Jahre des Studienverlaufs entwickelten damals 271 der 1.440 Patienten (19%) eine diabetische Augenerkrankung (Retinopathie) und 116 von 1.283 (9%) eine Mikroalbuminurie als Ausdruck einer diabetischen Nierenerkrankung (Nephropathie). In der Studie wurden täglich 7 konventionelle Blutglukosemessung durchgeführt (vor den Hauptmahlzeiten,90 Minuten nach den Hauptmahlzeiten und vor dem Schlafengehen). Der Zielbereich war damals als Blutzuckerspiegel 70-180 mg/dl (3,9-10 mmol/l) festgelegt worden. Da es damals keine CGM gab wurde die TIR aus den o.g. Blutzuckerprofilen errechnet. Die mittlere errechnete TIR lag in der Gruppe mit intensivierter Insulintherapie bei 52% und in der Gruppe mit der konventionellen Insulintherapie (Mischinsulin vor dem Frühstück und vor dem Abendessen) bei 31%. Dies bedeutet rechnerisch, dass sich für jede 10% Reduktion der TIR das Risiko für die Entwicklung oder das Fortschreiten einer Retinopathie um 64% und für eine Mikroalbuminurie um 40% erhöhte.

Kommentar: Die hier vorgestellten Analysen zeigen, dass die TIR ähnlich wie der HbA1c-Wert die Qualität der Blutzuckereinstellung widerspiegelt. Je höher der Wert desto besser, sofern daneben nicht viele Werte unterhalb des Zielbereichs (sog. time below range, TBR) oder gar schwere Unterzuckerungen vorliegen. Dies wurde auch bei einem Expertentreffen mit Analyse der bisher vorliegenden Studien mittels CGM so bestätigt (2).

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum

Quellen:

(1) Beck RW, Bergenstal RM, Riddlesworth TD, et al. Validation of time in range as an outcome measure for diabetes clinical trials Diabetes Care 2019; 42: 400-405 (2) Battelino T, Danne T, Bergensthal M, et al. Clinical targets for continuous glucose monitoring data interpretation: recommendations from the international consensus on time in range. Diabetes Care 2019; 42: 1593-1603

 

 


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