Regelmäßige Mahlzeiten beeinflussen die innere Uhr und bessern Typ-2-Diabetes
07.12.2019 Die innere Uhr wird nicht nur vom Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusse, sondern auch von den Mahlzeiten
Jede Körperzelle besitzt Uhren-Gene und damit eigene Zyklen, die aber insgesamt über eine bestimmte Hirnregion im Zwischenhirn für den ganzen Körper koordiniert werden. Der Haupt-Koordinator ist der Tag-Nacht-Rhythmus, dessen Signale über das Hormon Melatonin an das Zwischenhirn übermittelt werden. Nun stellt sich zunehmend heraus, dass die durch ein kohlenhydrathaltiges Frühstück ausgelöste Insulinsekretion im Zwischenhirn Steuersignale abgibt, die wesentlich zur Koordination der Körper-Rhythmen einschließlich des Stoffwechsels beitragen; Diabetes Deutschland hat darüber bereits berichtet (1). Nun wurde eine Studie publiziert, die den positiven Einfluss regelmäßiger Mahlzeiten auf die Uhren-Gene und den Stoffwechsel für die Diabeteseinstellung belegt. Wissenschaftler aus Israel untersuchten die Frage, ob tatsächlich ein kohlenhydratreiches Frühstück bei Menschen mit Typ-2-Diabetes die Uhren-Gene hochreguliert und den Tagesbedarf an Insulin sowie die Diabeteseinstellung günstig beeinflusst. 28 Freiwillige, leicht fettleibige Menschen mit Diabetes (Body-Mass-Index: 32,4 kg/qm, HbA1c: 8,1%) erhielten randomisiert entweder eine Standardkost mit 3 Mahlzeiten/Tag mit einem kohlenhydratreichen Frühstück oder mit 6 Mahlzeiten/Tag. Mit der gleichen Gesamtkalorienmenge.
Ergebnis: Die Gruppe von Diabetespatienten mit 3 Mahlzeiten/Tag und dem kohlenhydratreichen Frühstück nahm innerhalb von 12 Wochen -5,4 Kg an Gewicht ab und auch der HbA1c-Wert sank mit -1,2% signifikant stärker als in der Vergleichsgruppe. Der Nüchtern-Blutzucker war bei 3 Mahlzeiten/Tag tiefer und auch die nächtlichen Glukosewerte waren niedriger als in der Vergleichsgruppe. Außerdem wurde in dieser Gruppe der tägliche Insulinbedarf um 26 Einheiten reduziert und das Hungergefühl nahm signifikant ab. Im Vergleich zu der Gruppe mit 6 Mahlzeiten/Tag führten das kohlenhydratreiche Frühstück und die 3 Mahlzeiten/Tag zu vermehrten Oszillationen und einer erhöhten Expression von Uhren-Genen (2).
Zusammenfassung und Kommentar: Die Zufuhr von 3 geregelten Mahlzeiten pro Tag mit einem kohlenhydratreichen Frühstück ist bei Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit besser als 6 Mahlzeiten pro Tag bei gleicher Gesamtkalorienmenge. 3 Mahlzeiten/Tag führten zu einer besseren Gewichtsabnahme, einer deutlichen Verbesserung der Diabeteseinstellung und einem geringeren Insulinbedarf. Dafür könnte die hier festgestellte Hochregulierung von Uhrengenen als Folge des kohlenhydratreichen Frühstücks verantwortlich sein. Trotz des derzeitigen Hype für die Zufuhr von wenigen Kohlenhydraten bei Typ-2-Diabetes ist es also wichtig, zum Frühstück genügend Kohlenhydrate zuzuführen.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum
Quellen:
1) Crosby P, Hamnett R, Putker M, et al. Insulin/IGF-1 drives PERIOD synthesis to entrain circadian rhythms with feeding time. Cell, 2019; DOI: 10.1016/j.cell.2019.02.017 2) Jakubowicz D, Landau Z, Tsameret S, et al. Reduction in glycated hemoglobin ans daily insulin dose alongside circadian clock upregulation in patients with type 2 diabetes consuming a three-meal diet: A randomized clinical trial. Diabetes Care 2019; 42(12): 2171-2180