Kein erhöhtes Krebsrisiko mit Lantus und Levemir
04.01.2010 Zwei neue Publikationen sind erschienen, die beide zeigen, dass es auf der Basis umfangreicher Daten keine Evidenz dafür gibt, dass das Krebsrisiko bei Behandlung mit den langwirksamen Insulinanaloga Glargin (Lantus®) oder Detemir (Levemir®) erhöht ist.
In der Publikation von Home und Lagarenne (1) wurden alle randomisierten klinischen Studien zusammengefasst, bei denen das Insulin Glargin mit einem anderen Medikament verglichen wurde. Es handelte sich um 12 Studien bei Typ 1 und 19 Studien bei Typ 2 Diabetes; insgesamt wurden 10.880 Patienten meist über 6 Monate, einmal über 5 Jahre hinweg untersucht. Bei 45 (0,8%) der Patienten mit Glargin und 46 (0,9%) der Patienten mit einem Vergleichspräparat wurde ein Karzinom festgestellt. Auch die Untergruppe Brustkrebs war bei Patientinnen, die mit dem Insulin Glargin (Lantus®) behandelt wurden, nicht häufiger als bei anderen Insulinen.
In der Publikation von Dejgaard und Mitarbeitern (2) wurde eine Meta-Analyse von randomisierten kontrollierten klinischen Studien durchgeführt, bei denen insgesamt 8.693 Patienten mit Typ 1 oder Typ 2 Diabetes für mindestens 12 Wochen mit Insulin Detemir (Levemir®) im Vergleich zu NPH-Insulin oder zu Glargin (Lantus®) behandelt worden waren. Bei Patienten, die mit Detemir behandelt worden waren, wurde weniger häufig als mit NPH-Insulin und gleich häufig wie mit Glargin ein Krebs diagnostiziert.
Kommentar: In der Fachpresse und insbesondere in der Laienpresse hatte die Publikation unkontrollierter und zum Teil auch methodisch „unsauberer“ Beobachtungsstudien viel Wirbel um eine vermeintliche Krebsgefahr bei Behandlung mit dem Insulinanalog Glargin verursacht und viele Patienten verunsichert. Die hier vorgelegten viel höherwertigen Daten aus kontrollierten Studien haben nun die Analysen der medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften bestätigt, dass es keinen Grund zur Besorgnis gibt und dass die Anwendung von Glargin (Lantus®) unbedenklich ist. Das trifft auch für Detemir (Levemir®) zu, das in den oben erwähnten Beobachtungsstudien nicht analysiert worden war. Eine gute Nachricht für Diabetiker!
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr.5, 40225 Düsseldorf
Quellen:
(1) P.D. Home, P. Lagarenne: Combined randomized controlled trial experience of malignancies in studies using insulin glargine. Diabetologia 52: 2499-2506, 2009.
(2) A. Dejgaard, H. Lynggaard, J. Råstam, M. Krogsgaard Thomsen: No evidence of increased risk of malignancies in patients with diabetes treated with insulin detemir: a meta-analysis. Diabetologia 52: 2507-2512, 2009.
Siehe auch:
Krebs-Risiko bei Typ 2 Diabetes
Metformin reduziert das Tumorrisiko