Zusammenhang zwischen Betazell-Cholesterin und Typ 2 Diabetes gefunden
(26.03.2007) Menschen mit einem Typ 2 Diabetes haben überdurchschnittlich oft schlechte Fettwerte – diese Tatsache ist seit langem bekannt. Ein internationales Forscherteam hat jetzt erstmals einen konkreten Hinweis darauf gefunden, dass eine verstärkte Cholesterinansammlung in den insulinproduzierenden Betazellen einen Diabetes fördern kann.
Quelle:G. Löffler; P.E. Petrides: Biochemie und Pathobiochemie, 1997
Die Erkrankung Typ 2 Diabetes beruht im wesentlichen auf zwei Störungen: In den allermeisten Fällen liegt eine Insulinresistenz vor, die zu einer verringerten Ansprechbarkeit der Körperzellen auf das Hormon Insulin führt. Bevor ein Typ 2 Diabetes entsteht, muss aber noch eine weitere Voraussetzung erfüllt sein: Die Abgabe von Insulin aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse funktioniert nicht mehr richtig – in Fachkreisen spricht man von einer Betazelldysfunktion. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann die gestörte Funktion der Betazellen schließlich dazu führen, dass immer weniger Insulin ausgeschüttet wird.
Die Mechanismen, die zur Betazelldysfunktion führen, sind bisher nur unvollständig geklärt. Unter anderem wird diskutiert, ob auch Fette wie das Cholesterin mitverantwortlich sind. In Tierexperimenten mit Mäusen hat ein internationales Forscherteam tatsächlich Hinweise dafür gefunden, dass ein erhöhter Cholesterinspiegel innerhalb der Betazelle den Prozess der Insulinherstellung und Insulinausschüttung beeinträchtigt. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Nature Medicine vorgestellt.
Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand der Cholesterin-Transporter ABCA1 („ATP binding cassette transporter A1“). Hierbei handelt es sich um ein Eiweiß in der Zellmembran (= Zellhülle). ABCA1 sorgt für das Cholesteringleichgewicht, indem es überschüssiges Cholesterin aus der Zelle wieder heraustransportiert. In ihren Versuchen schalteten die Forscher das Gen zur Herstellung von ABCA1 bei Mäusen ab. Das Ergebnis: Die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse ging deutlich zurück und die Tiere entwickelten einen Diabetes. Anschließend untersuchten die Wissenschaftler einzelne Zellen aus dem Bauchspeicheldrüsengewebe. Hierbei stellten sie fest, dass sich in den insulinherstellenden Betazellen große Mengen Cholesterin angereichert hatten.
Das FAZIT der Studie: Die Ergebnisse legen nahe, dass eine verstärkte Anhäufung von Cholesterin innerhalb der Betazellen zu einer Störung der Insulinausschüttung führt. In einem nächsten Schritt soll nun geklärt werden, inwieweit sich die Befunde aus dem Tierversuch auf den Menschen übertragen lassen und ob sich hieraus Erkenntnisse für mögliche neue Behandlungsansätze ergeben.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Brunham LR, Kruit JK, Pape TD et al. beta-cell ABCA1 influences insulin secretion, glucose homeostasis and response to thiazolidinedione treatment. Nat Med 2007; 13: 340-347 |