Blutzuckerwerte im oberen Normbereich bergen auch für Nicht-Diabetiker ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko
(07.06.2006) Bei Menschen mit Diabetes sind dauerhaft überhöhte Blutglukosewerte ein unabhängiger Risikofaktor für Herzerkrankungen und Herztod. Aber auch für das Herz-Kreislauf-Risiko von Nicht-Diabetikern spielt die Höhe des Blutzuckers eine Rolle. Dies zeigt unter anderem eine aktuelle Auswertung aus der großen Atherosclerosis Risk in Communities Study, die in den 90er Jahren in den USA durchgeführt wurde.
Überhöhte Blutglukosewerte sind ein unabhängiger Risikofaktor für Herzerkrankungen und Herztod
In die Analyse gingen Daten von 1.626 Diabetikern und 1.321 Erwachsenen ohne Diabeteserkrankung ein. Alle Personen nahmen an einer 8- bis 10-jährigen Beobachtungsphase teil. Während dieser Zeit wurden regelmäßig Untersuchungen durchgeführt und sämtliche Herz-Kreislauf-Ereignisse dokumentiert.
In der Gruppe der Diabetiker bestätigte sich die bekannte Beobachtung, dass Patienten mit besonders hohen Blutzucker-Langzeitwerten (HbA1c-Wert) auch am häufigsten von einer Erkrankung der Herzkranzgefäße (= koronare Herzkrankheit, KHK) betroffen waren. Im Durchschnitt erlitten die Personen mit den höchsten HbA1c -Werten mehr als doppelt so häufig ein Herz-Kreislauf-Ereignis als die Diabetiker mit den niedrigsten Blutzucker-Langzeitwerten.
Aber auch in der Gruppe der Nicht-Diabetiker mit Glukosewerten im „Normalbereich“ zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Herz-Kreislauf-Risiko und der Höhe der Blutzuckerspiegel: Teilnehmer mit einem HbA1c -Wert im oberen Normbereich erkrankten im Beobachtungszeitraum durchschnittlich 1,5 mal häufiger an einer KHK als Nicht-Diabetiker mit einem HbA1c -Wert von 4,6 % oder darunter. Oberhalb dieser 4,6 %-Grenze erhöhte sich das KHK-Risiko deutlich – und zwar mit jedem weiteren Prozentpunkt (z. B. HbA1c-Anstieg von 4,6 % auf 5,6 %) um den Faktor 2,5.
Selbst wenn noch kein Diabetes vorliegt, können Blutzuckerspiegel im oberen „Normbereich“ bereits ein Risiko für die Herzkranzgefäße darstellen. Dies sollte bei der Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen entsprechend berücksichtigt werden.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Selvin E, Coresh J, Golden SH et al. Glycemic control and coronary heart disease risk in persons with and without diabetes: The Atherosclerosis Risk in Communities Study. Arch Intern Med 2005; 16: 1910-1916 |