Sport: Wenig ist besser als nichts
(06.07.2007) Der gute Vorsatz ist da – mehr Bewegung wäre wünschenswert, aber es fehlt eben doch mal wieder die Zeit. Wem es bisher noch schwer fiel, sich regelmäßig für die körperliche Fitness aufzuraffen, hilft vielleicht folgende wissenschaftliche Erkenntnis: Bereits mit 10 Minuten Bewegung mittlerer Intensität pro Tag lässt sich ein positiver Effekt auf die Gesundheit erzielen. Wer mehr Zeit investiert, profitiert allerdings auch mehr …
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Mangelnde Bewegung in unserem Arbeits- und Freizeitalltag ist ein Problem, dass von vielen noch immer deutlich unterschätzt wird. Mittlerweile kommen eine Vielzahl von Studien übereinstimmend zu folgendem Ergebnis: Wer regelmäßig körperlich aktiv ist, hat ein deutlich geringeres Risiko für Insulinresistenz, Typ 2 Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen. Welche Art der körperlichen Aktivität gewählt wird, ist dabei von untergeordneter Bedeutung und sollte an die individuellen Vorlieben angepasst werden. Generell geht man davon aus, dass Ausdauersportarten besonders günstig sind, da bereits ein körperliches Ausdauertraining mittlerer Intensität die gefährlichen Fettdepots im Bauchbereich zum Schmelzen bringt.
Positive Effekte lassen sich langfristig allerdings nur durch regelmäßiges Bewegen erreichen. Allgemein wird eine mindestens 30-minütige körperliche Aktivität mittlerer Belastungsintensität an 5 oder mehr Tagen pro Woche empfohlen. Eine „mittlere Belastungsintensität“ wird zum Beispiel bei zügigem (!) Spazierengehen oder beim Fahrradfahren erreicht.
Timothy S. Church und seine Kollegen von der Louisiana State University in den USA sind in einer eigenen Untersuchung – der DREW-Studie – der Frage nachgegangen, welches Zeitminimum „investiert“ werden muss, um von mehr körperlicher Aktivität zu profitieren. An der Studie nahmen 464 postmenopausale Frauen (Durchschnittsalter: 57 Jahre) teil. Alle Frauen waren übergewichtig, hatten einen Bluthochdruck und führten ein bewegungsarmes Leben. Die Teilnehmerinnen absolvierten 6 Monate lang ein Trainingsprogramm, für das sie in drei Gruppen eingeteilt wurden: Gruppe 1 war etwas mehr als 70 Minuten pro Woche aktiv, Gruppe 2 doppelt und Gruppe 3 dreimal so lang. Zusätzlich wurde eine Kontrollgruppe mit Frauen untersucht, die ihr bewegungsarmes Leben unverändert fortführten.
Die Ergebnisse nach 6-monatiger Beobachtung: Bei nur 10 Minuten Sport pro Tag waren zwar noch keine Effekte auf den Blutdruck oder auf das Gewicht nachweisbar. Allerdings hatte sich bei diesen Frauen der Bauchumfang im Vergleich zur Kontrollgruppe messbar verringert. Da ein erhöhter Bauchumfang eng mit Insulinresistenz, Typ 2 Diabetes und frühzeitiger Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) verknüpft ist, schließen die Autoren aus ihrem Ergebnis, dass selbst bei diesem Minimum an Bewegung eine Reduktion des Diabetes- und Herz-Kreislaufrisikos erreicht werden kann. Die Teilnehmerinnen, die dem wöchentlichen Sport deutlich mehr Zeit eingeräumt hatten, profitierten allerdings auch erheblich mehr für ihre Gesundheit.
Fazit: Ein bisschen mehr Bewegung ist auf jeden Fall besser als gar nichts zu verändern.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Church TS, Earnest CP, Skinner JS et al. Effects of different doses of physical activity on cardiorespiratory fitness among sedentary, overweight or obese postmenopausal women with elevated blood pressure: a randomized controlled trial. JAMA 2007; 297: 2081-2091 |