Linksventrikuläre Hypertrophie und Diabetesrisiko
(09.01.2008) Menschen, die unter einem Bluthochdruck leiden, weisen häufig auch eine Vergrößerung der Herzmuskulatur im Bereich der linken Herzkammer – eine so genannten linksventrikuläre Hypertrophie oder kurz LVH – auf. Eine Studie mit fast 8.000 Bluthochdruck-Patienten hat gezeigt, dass die LVH mit dem Risiko für eine spätere Diabeteserkrankung in Verbindung steht.
Eine linksventrikuläre Hypertrophie birgt ein erhöhtes Diabetesrisiko
Die linksventrikuläre Hypertrophie (LVH) ist ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislaufereignisse. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko, an einer Herzinsuffizienz zu erkranken, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, oder am plötzlichen Herztod durch Herzrhythmusstörungen zu versterben. Der Bluthochdruck (Hypertonus) hat einen großen Einfluss auf die LVH. Untersuchungen haben in der Vergangenheit gezeigt, dass Hypertoniker mit einer im EKG gesicherten LVH von einer blutdrucksenkenden Behandlung mit bestimmten Medikamenten in mehrfacher Hinsicht profitieren können: In einigen Fällen bildet sich die linksventrikuläre Hypertrophie zurück und auch das Risiko für eine spätere Diabeteserkrankung sinkt. Wissenschaftler um Peter M. Okin vom Cornell University Medical Center in New York sind der Frage nachgegangen, ob das Ausbleiben oder die Rückbildung einer LVH im EKG unabhängig von anderen Faktoren tatsächlich mit einer geringeren Diabeteswahrscheinlichkeit einhergeht.
Okin und seine Kollegen untersuchten 7.998 Patienten mit Bluthochdruck und beobachteten diese über durchschnittlich 4,6 Jahre. Zu Beginn der Studie wies noch keiner der Teilnehmer einen Diabetes auf. Die Wissenschaftler führten in regelmäßigen Abständen EKG-Untersuchungen durch, um das Vorhandensein oder die Veränderung der linksventrikulären Hypertrophie unter einer Bluthochdruck-Medikation zu dokumentieren (eine LVH wurde angenommen, wenn das geschlechtsadjustierte Cornell-Voltage-Produkt über 2440 mm x msec lag).
Die Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum entwickelten insgesamt 562 Patienten (7 %) einen Diabetes. Personen, bei denen es im EKG keine Hinweise auf eine linksventrikuläre Hypertrophie gab oder bei denen sich die LVH unter der Behandlung zurückgebildet hatte, waren wesentlich seltener betroffen. In dieser Gruppe reduzierte sich das Diabetes-Risiko um durchschnittlich 38 Prozent. Selbst nachdem andere mögliche Einflussfaktoren herausgerechnet wurden (z. B. Nüchtern-Glukose zu Studienbeginn, Blutdruck, HDL-Cholesterin, Harnsäure, Body Mass Index u. a.), war das Risiko für eine Diabetesmanifestation noch immer um rund 26 Prozent niedriger.
Das Fazit der Autoren: Bei Patienten mit Bluthochdruck kann die Einschätzung über das Vorliegen und die Veränderung einer linksventrikulären Hypertrophie in der EKG-Untersuchung wertvolle Hinweise auf das Diabetesrisiko liefern. Ist eine LHV vorhanden bzw. bildet sich diese unter entsprechender Medikation mit Antihypertensiva nicht zurück, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Diabetes-Manifestation innerhalb der nächsten Jahre deutlich an.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin von Diabetes-Deutschland.de, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Okin PM, Devereux RB, Harris KE et al. In-treatment resolution or absence of electrocardiographic left ventricular hypertrophy is associated with decreased incidence of new-onset diabetes mellitus in hypertensive patients: the Losartan Intervention for Endpoint Reduction in Hypertension (LIFE) Study. Hypertension 2007; 50: 984-90. |