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    Ist eine Insulinpumpentherapie bei Operationen möglich?
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    Ist eine Insulinpumpentherapie bei Operationen möglich?

    Patienten mit Diabetes mellitus bedürfen perioperativ (= um die Operation herum) einer besonderen Beachtung und Betreuung durch das medizinische Personal. Ärzte und Pflegepersonal müssen die zu beachtenden Besonderheiten insbesondere einer Insulinpumpentherapie kennen und berücksichtigen.

    Im Operationssaal
    Foto: DAK/Scholz

    Die Patienten mit dieser Therapieform sind in der Regel spezifisch geschult, haben ihren Glukosestoffwechsel meist gut unter Kontrolle und können auch auf außergewöhnliche Situationen selbständig sinnvoll reagieren. Aufgrund eigener beziehungsweise fremder schlechter Erfahrungen mit der Diabetestherapie in medizinischen Einrichtungen, wollen sie die Pumpentherapie auch während Operationen beibehalten. Meist sind ihnen aber die Stoffwechselveränderungen im Zusammenhang mit einer Operation nicht bekannt.

    Bei Diabetikern ist es vor allem wichtig, perioperativ Hypoglykämien zu vermeiden. Intraoperativ (= während der Operation) ist ein Blutzuckerbereich von 100 mg/dl - 160 mg/dl (5,6 mmol/l - 8,9 mmol/l) anzustreben. Der Blutzucker sollte engmaschig  kontrolliert werden, um kurzfristig reagieren zu können, da stressbedingte Hyperglykämien teilweise nicht vermieden werden können.

    Bei länger dauernden Eingriffen und grundsätzlich bei Vollnarkose wird die Steuerung des Blutzuckers mittels der Insulinpumpe meist abgelehnt. Dafür gibt es aus der Sicht der Ärzte noch folgende Gründe:

    • Nadel und Katheter sind für die Operation hinderlich
    • Ungewissheit darüber, ob die programmierte Basalrate ausreicht, die stressbedingte Blutzuckerveränderungen auszugleichen
    • Unerfahrenheit mit der Bedienung der Insulinpumpe
    • Auskühlung des subkutanen Gewebes (Unterhautgewebe):
      Bedingt durch den möglichen Blutverlust und dadurch, dass der Körper des Patienten auf dem OP-Tisch nur mit einem Tuch abgedeckt ist, kühlt das periphere Körpergewebe aus. Dadurch ist die Durchblutung des subkutanen Fettgewebes reduziert. Aufgrund dessen kann die Aufnahme des mit der Insulinpumpe verabreichten Insulins verzögert und die blutzuckersenkende Wirkung verlangsamt sein.
    • Wiedererwärmung des subkutanen Gewebes:
      Nach der Operation liegt der Patient wieder in seinem (unter Umständen vorgewärmten) Bett. Die Blutzirkulation und Temperatur des Körpers normalisieren sich - und das Insulindepot, das sich vorher im Fettgewebe angesammelt hat, wird mobilisiert. Dies kann eine auch länger anhaltende Hypoglykämie zu Folge haben.

    Diese Unwägbarkeiten können in der Regel mit einem Insulinperfusor und einer Glukoseinfusion während der Operation vermieden werden. Das Insulin und die Glukose werden dabei i.v. (intravenös) direkt in die Blutbahn verabreicht. So ist es zusätzlich viel einfacher und für den Patienten sicherer, den Glukosestoffwechsel von Anfang an mit der dem Narkosearzt vertrauten und besser kontrollierbaren Methode zu steuern.

    Auch in einer Klinik mit Diabetes-Expertise kann man vom Operations-Personal nicht erwarten, dass es sich in der Handhabung der unterschiedlichen Insulinpumpen auskennt und diese korrekt bedienen kann.

    Konsequenzen:

    Bei größeren Operationen wird das Beibehalten der Insulinpumpetherapie nur möglich sein, wenn ein in der Therapie erfahrener Diabetologe bzw. Diabetesberater/in für die gesamte Dauer der Operation und in der Aufwachphase unmittelbar zugegen ist. Das ist sicher in der Regel aus personellen und/oder finanziellen Gründen nicht möglich.

    Wenn nach einer größeren Operation noch für einige Tage die Ernährung über Infusionen laufen muss, ist es in der Regel einfacher, den Blutzucker über einen Insulinperfusor zu steuern, als mit der Insulinpumpe des Patienten. Sobald wieder feste Nahrung aufgenommen wird, kann der gut geschulte Diabetiker i.d.R. auch seinen Blutzucker wieder selbstverantwortlich regeln. Von dem Patienten muss aber Verständnis dafür erwartet werden, dass das Klinikpersonal die Stoffwechselführung mit überwacht und ggf. regulierend eingreift. Das ist auch aus haftungsrechtlichen Gründen erforderlich.

    Bei kleineren Operationen ist es nach frühzeitiger Absprache mit allen Beteiligten möglich, die Insulinpumpentherapie fortzuführen. Idealerweise wir dabei eine Regional- oder Epiduralanästhesie (örtliche oder Rückenmarksbetäubung) durchgeführt. In der Regel handelt es sich hier um  geplante Operationen zum Beispiel im HNO-Bereich, nach Arm- oder Beinbrüchen oder bei vaginal durchgeführten Eingriffen.


    Egon Manhold, Diabetesberater DDG, Referent für zielgerichtete diabetologische Fort- und Weiterbildung, Lemwerder
    Dr. med. Klaus Wiefels, Deutsches Diabetes-Zentrum Düsseldorf

    Stand: Dezember 2007

     

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