Rimonabant als Hoffnungsträger für Menschen mit Typ 2 Diabetes?
(02.09.2005) Bei Menschen mit Typ 2 Diabetes können die Körperzellen nicht mehr ausreichend auf den Botenstoff Insulin reagieren, der den Zellen bei der Zuckeraufnahme hilft. Somit produziert die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) immer mehr Insulin, um die Insulinresistenz auszugleichen. Gleichzeitig besteht häufig Übergewicht, was die Insulinresistenz der Körperzellen noch weiter steigert. Zusätzlich finden sich häufig noch erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipoproteinämie) sowie Bluthochdruck (Hypertonie). Das gemeinsame Auftreten dieser Symptome wird auch als metabolisches Syndrom bezeichnet.
Auch bei der Gewichtsabnahme sowie der Reduktion des Taillenumfangs zeigte Rimonabant seine Wirkung
Zwar können bei Übergewicht gewichtsreduzierende Maßnahmen kurzfristig zu Erfolgen führen, jedoch ergeben sich die meisten Schwierigkeiten bei der langfristigen Stabilisierung des Körpergewichtes.
Der klinisch erforschte Wirkstoff Rimonabant verfolgt derzeitig einen neuen Ansatz in der Bekämpfung dieser Risikofaktoren. Rimonabant ist ein selektiver Endocannabinoid-Rezeptorenhemmer.
Das Endocannabinoidsystem ist an der Regulation des Körpergewichtes und anderen Stoffwechselprozessen beteiligt. Im Normalfall ruht das Endocannabinoidsystem. Es wird erst dann aktiviert, wenn Bedarf besteht. Bei Diabetikern ist dieses System jedoch häufig überaktiv. Cannabinoid-1-Rezeptoren (CB1-Rezeptoren) werden dann über Endocannabinoide stimuliert, was eine gesteigerte Nahrungsaufnahme auslöst. Dies fördert die vermehrte Einlagerung von Fett in den Fettzellen (Adipozyten).
Rimonabant ist ein selektiver CB1-Blocker. Es hemmt die Wirkung endogener Cannaboide und damit die Lust auf die Nahrungsaufnahme, was zu einer Gewichtsreduktion führt. Dies führt wiederum zu einer verbesserten Insulinsensitivität.
In der RIO-Diabetes-Studie (Rimonabant In Obesity) wurde der CB1-Blocker Rimonabant an 1045 Typ 2 Diabetikern untersucht. Dabei fand man heraus, dass 43 Prozent derer, die 20 mg Romonabant erhielten, unter den HbA1c-Wert von 6,5 Prozent kamen, jedoch nur 21 Prozent der Diabetiker, die ein Scheinmedikament (Plazebo) erhielten. Auch bei der Gewichtsabnahme sowie der Reduktion des Taillenumfanges zeigte Rimonabant seine Wirkung. Diejenigen, die mit 20 mg des CB1-Blockers behandelt wurden, verloren 5,3 Kilogramm Körpergewicht und konnten ihren Taillenumfang um 5,2 cm reduzieren. Bei der Plazebogruppe konnte nur ein Verlust von 1,4 Kilogramm Körpergewicht sowie ein Verlust von 1,9 cm Taillenumfang registriert werden. Es gab zusätzlich eine günstige Auswirkung auf das Lipidprofil. Der HDL-Cholesterinwert (das „gute“ Cholesterin) stieg um 15,4 Prozent im Vergleich zu 7,1 Prozent der Plazebogruppe. Die Triglyzeride (Blutfette) sanken um 9,1 Prozent, während diese in der Plazebogruppe sogar um 7,3 Prozent anstiegen!
Rimonabant hat somit ein günstigen Effekt auf das Körpergewicht, den Fettstoffwechsel, die Insulinresistenz und kann somit das kardiovaskuläre Risikoprofil übergewichtiger Typ 2 Diabetiker günstig beeinflussen. In Europa wird Rimonabant voraussichtlich Mitte 2006 zugelassen.
Gunilla Erdmann, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Ärztliche Praxis Nr. 33, 16. August 2005
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