Fit und erfolgreich durch gesunden Schlaf - Die Schlafforschung wendet sich dem Tage zu
Einmal im Jahr findet der Tag des Schlafes statt. Lesen Sie hier über die Behandlung von Schlafstörungen auf dem neuesten Stand der Forschung (21. Juni, Tag des Schlafes 2002).
Wer gut schläft ist gesünder, erfolgreicher und lebt besser.
Die zunehmenden Anforderungen unserer modernen Leistungsgesellschaft und des Internetzeitalters verändern gravierend unser Arbeits- und Freizeitverhalten und fordern eine veränderte Einteilung des Arbeits- und Freizeitverhaltens. Die neuen Kommunikationsmedien gestatten es, ohne jede Zeitverzögerung rund um die Welt Waren und Informationen auszutauschen. Mehr Arbeit in kürzerer Zeit rund um die Uhr wird gefordert. Gleichzeitig steigt die Verantwortung des Einzelnen. Dagegen stehen unverändert die biologischen Grenzen des Menschen, die eine Neudefinition der Beziehung von Leistung und Ruhe erfordern. Untersuchungen aus den USA konnten zeigen, dass gute Schläfer eher befördert wurden im Vergleich zu schlechten Schläfern. Beruflich erfolgreiche Menschen scheinen daher ausgeschlafen zu sein.
Ausgeschlafen ist derjenige, der einen erholsamen Schlaf hat. Zu einem erholsamen Schlaf gehört nicht nur das subjektive Gefühl des Ausgeschlafenseins, sondern auch eine erhöhte Leistungsfähigkeit und Beanspruchbarkeit am Tage. Das zum Ausgeschlafensein nicht nur der Nachtschlaf, sondern auch der Tag gehört, ist der neue Ansatz. In der Schlafmedizin wird diesem Aspekt jetzt Rechnung getragen. So betont die Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin DGSM die Bedeutung des "Nicht-erholsamen Schlafs", der über die reine Schlafstörung hinausgeht. In diesem Jahr soll der "Tag des Schlafes" diesen Gesichtspunkt hervorheben und die Bedeutung des Schlafes für Leistungsfähigkeit und Erfolg betonen. Gleichzeitig werden Strategien vorgestellt, die diesen neuen Anforderungen Rechnung zu tragen. So die Entwicklung der "Schlafschule" und des "Alertness Managements".
Neue Ansätze im Umgang mit Ruhe und Leistung
Das neue Ziel im Umgang mit dem gesunden und gestörten Schlaf ist es nicht mehr nur ruhig und ungestört zu schlafen, sondern durch den Schlaf am nächsten Tag erholt und leistungsfähig zu sein. Dies entspricht nicht nur den sozialen Anforderungen, sondern auch dem wissenschaftlichen Ansatz in der Diagnose und Behandlung von Schlafstörungen. Hier findet sich eine Verbindung von einer Optimierung des Leistungsverhaltens am Tage und des Schlafverhaltens in der Nacht. Über eine Neugestaltung des Arbeitsablaufes im Sinne des "Alertness Management" ist eine gesteigerte Leistungsfähigkeit möglich. Gleichzeitig wird gestörter Schlaf im Zusammenhang mit dem Tagesgeschehen behandelt und nicht mehr nur als ein isoliertes Problem der Nacht. Eine Verbesserung des Schlafverhaltens führt dann zusätzlich zu einer optimaleren Tagesleistung.
Auch bei der medikamentösen Behandlung sind neue Ansätze zu finden, die nicht so sehr auf einen verbesserten Nachtschlaf zielen, sondern auf den "nicht-erholsamen Schlaf" eine Verbesserung der Befindlichkeit und Leistungsfähigkeit am Tage. Bisherige Schlafmittel erleichtern meist nur das Einschlafen, beeinträchtigen aber oft den Schlaf und versuchen nicht, den Erholungswert des Schlafes für den folgenden Tag zu verbessern. Zur Zeit werden neue Melatonin-Präparate untersucht, die primär auf die Therapie der "nicht-erholsamen Schlafs" abzielen.
Präventive Maßnahmen im Sinne der "Schlafschule", die neben den Bestandteilen eines Alertness Management auch einen besseren Umgang mit dem Schlaf fördern, sind geeignet, den neuen Ansätzen gerecht zu werden. In diesen wird neben dem wichtigen "timing" von Ruhe und Aktivität auch auf falsche Erwartungshaltungen hingewiesen. So wird der reinen Schlafdauer zuviel Gewicht beigemessen, nächtliches Erwachen wird als Störung gesehen und die Bedeutung der individuellen Schlafzeiten unterschätzt.
Nicht weniger arbeiten, sondern im richtigen Timing
Der neue Ansatz bedeutet nicht weniger zu leisten, sondern im Gegenteil, durch eine effektivere Gestaltung des Arbeitstages, mehr. Schließlich gibt nicht die Dauer der Anwesenheit am Arbeitsplatz Auskunft über die geleistete Arbeit (Stechuhrenmentalität), sondern die tatsächlich erbrachte Leistung. Ein effektiveres Arbeiten ist möglich, wenn die biologische Leistungskurve mit in Rechnung gestellt wird. Das bedeutet, konzentriert arbeiten im Leistungshoch, intensiv erholen im Leistungstief. Grundvoraussetzung für Leistung ist Erholung, daher ist es wichtig, nicht nur in der Nacht erholsamen Schlaf zu finden, sondern auch die Tagestiefs zu nutzen: mit Entspannung, Bewegung oder einem kurzen Tagschlaf. Vor allem ein kurzes Nickerchen entmüdet nicht nur, sondern steigert auch die anschließende Leistungsfähigkeit. Ein kurzer Tagschlaf kann eingeübt werden. Nur im richtigen Rhythmus von Ruhe und Arbeit können wir leisten.
Eine Neuregelung von Arbeits- bzw. Lernleistung ist auch bei der Gestaltung des Schulunterrichts zu überdenken. Chronobiologen fordern einen späteren Schulbeginn, wie er in anderen europäischen Ländern üblich ist, um die Anforderungen an Jugendliche mit ihrer biologischen Leistungskurve abzustimmen. In den Zeiten des Pisa-Schocks und der Diskussion um eine Umgestaltung des Unterrichtsplans, der auch den Ganztagsunterricht mit einschließt, sollte eine Anpassung an den zugrundeliegenden Ruhe-Aktivitätsrhythmus von Schulkindern möglich sein.
Bisher wurde die Bedeutung der Schlafdauer überschätzt. Nicht die Dauer des Schlafes, sondern die Qualität ist bedeutsam für den Erholungswert.
So ist es völlig natürlich, nachts zu erwachen und viele Menschen glauben, zu wenig zu schlafen - eine nächtliche Schlafdauer zwischen 5 und 10 Stunden ist normal. Nicht jeder muss, wie der durchschnittliche Deutsche 7 Stunden schlafen, von 23:04 bis 6:18 Uhr. Entscheidend ist die Tagesbefindlichkeit.
Wer schläft, schläft sich klüger.
Dass erholsamer Schlaf die Leistungsfähigkeit allgemein steigert, wird noch dadurch erhärtet, dass neuere Untersuchungen zeigen konnten, dass durch den Schlaf auch direkt die Lernfähigkeit gesteigert wird. Diese Untersuchungen werden auf dem Tag des Schlafes vorgestellt
Nicht-erholsamer Schlaf, über längere Zeit bedeutet:
- körperlich: früheres altern mit verändertem Kohlenhydratstoffwechsel, erhöhter Glukose und Cortisol-Ausschüttung, veränderte Aktivität der Schilddrüse.
- leistungsmäßig: wir sind nicht nur müder und lustloser, sondern weniger leistungsfähig, reagieren langsamer, sind weniger aufmerksam und unser Gedächtnis wird schlechter. Die Wahrscheinlichkeit für Fehler bei der Arbeit und Unfälle steigt.
- psychisch: gereizt und mürrisch, die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Depression erhöht sich deutlich.
Nicht-erholsamer Schlaf drückt sich in Tagesmüdigkeit aus. Dies kann auch ein Hinweis sein auf eine behandlungsbedürftige Schlafstörung. Neben dem häufig durch Stress bedingten Ein- und Durchschlafstörung (Insomnie) ist vor allem auch an die Atemstillstände während des Schlafes zu denken (Schlafapnoe). Diese Erkrankungen bedürfen dringend einer fachgerechten Behandlung durch Schlafexperten bzw. einem Schlafmedizinischem Zentrum.
Nicht-erholsamer Schlaf kann auch Ausdruck eines falschen und ungesunden Lebensführung sein. Eine veränderte Gestaltung des Tages kann hier hilfreich sein.
Informationen rund um den Schlaf erhalten Sie bei der Deutschen Akademie für Gesundheit und Schlaf (DAGS). Telefon 0941/9428271 oder www.dags.de. Die DAGS ist ein Zusammenschluss führender deutscher Schlafmediziner mit dem Ziel, Erkenntnisse der Schlafforschung in die Öffentlichkeit zu bringen und als Anlaufstelle für Interessierte für Schlaf und Schlafstörungen zu dienen.
Offizielle Pressemitteilung zum alljährlichen "Tag des Schlafes"© am 21. Juni 2002
Dieser Beitrag wurde zuletzt im Juni 2002 aktualisiert
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