ADA-Tagung: Verminderte Herzfrequenzvariabilität sagt Sterblichkeit bei Diabetikern voraus
(04.06.2004) Neues von der Jahrestagung der Amerikanischen Diabetes-Gesellschaft (ADA) vom 4.-8. Juni in Orlando.
Bestimmte Veränderungen im EKG, dem Elektrokardiogramm, können Veränderungen in der Funktion des autonomen Nervensystems, das unter anderem für die Funktion der inneren Organe zuständig ist, anzeigen.
Hierzu gehören eine verminderte Herzfrequenzvariabilität (HRV) sowie eine verlängertes QTc-Dauer (1) und/oder eine gesteigerte QT-Dispersion (2). Es gibt bisher wenige Informationen, ob derartige Veränderungen im EKG das allgemeine Sterblichkeitsrisiko unabhängig von anderen Faktoren in der Allgemeinbevölkerung vorhersagen.
In einer Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF), Neuherberg, durchgeführt wurde, sollte die Frage geklärt werden, ob die oben genannten EKG-Veränderungen die Sterblichkeit vorhersagen können. Für die Studie wurden 186 Teilnehmer mit und 1801 Teilnehmer ohne Diabetes im Alter von 55 bis 74 Jahren, die an der bekannten MONICA-Studie (MONICA/KORA Augsburg Survey 1989/1990) im Raum Augsburg teilgenommen hatten, untersucht.
Ergebnisse:
Während der 9-jährigen Beobachtungszeit starben 13 Prozent der Teilnehmer ohne Diabetes und 32 Prozent der Teilnehmer mit Diabetes. Als mögliche weitere Einflussfaktoren auf das Sterblichkeitsrisiko wurden folgende mögliche Faktoren aus dem Ergebnis berücksichtigt: Geschlecht, Alter, vorbestehende Herz-Kreislauf-Erkrankung, Alkoholkonsum, Einnahme von ß-Blockern, Rauchen, körperliche Aktivität, Bluthochdruck, Body-Mass-Index, das Verhältnis von Cholesterin zu HDL-Cholesterin.
Bei den Teilnehmern ohne Diabetes war ein verlängertes QTc-Intervall (hazard ratio: 1.99; p=0.001) unabhängig von den anderen oben genannten Faktoren mit einer höheren Sterblichkeit verbunden. Ein niedriger Wert in der Differenz zwischen dem längsten und kürzesten Herzschlag als Maß der Herzfrequenzvariabilität (1.05; p=0.778) sowie eine gesteigerte QT-Dispersion (1.25; p=0.259) zeigten keine erhöhte Sterblichkeit an.
Die Teilnehmer mit Diabetes und einer verlängerten QTc hatten sogar ein fast dreimal höheres Sterblichkeitsrisiko (2.90; p=0.007). Ein niedriger Wert in der Differenz zwischen dem längsten und dem kürzesten Herzschlag zeigte hier einen zu erhöhter Sterblichkeit (1.78; p=0.057), während eine gesteigerte QT-Dispersion die Sterblichkeit nicht vorhersagen konnte (0.35; p=0.156).
Andere Vorhersagefaktoren für die Sterblichkeit waren männliches Geschlecht, Alter, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rauchen, geringe körperliche Aktivität und Bluthochdruck.
Bestimmte Veränderungen im EKG wie eine verlängertes QTc-Intervall, jedoch nicht eine gesteigerte QT-Dispersion, sind in der Allgemeinbevölkerung unabhängige Vorhersagefaktoren für ein 2 bis 3-fach erhöhtes Sterblichkeitsrisiko bei Menschen sowohl mit als auch ohne Diabetes. Eine niedrige Herzfrequenzvariabilität ist bei Menschen mit Diabetes ein Vorhersagefaktor für die Sterblichkeit – wenn auch weniger stark als ein verlängertes QTc-Intervall - , bei Menschen ohne Diabetes aber nicht mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden.
(1) QTc: um die Herzschlagrate korrigierte QT-Dauer (2) QT-Dispersion: QTD, Differenz zwischen der längsten und kürzesten QT-Dauer im 12-Kanal-EKG
Prof. Dr. med. Dan Ziegler, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Quelle: Dan Ziegler1, Christian Zentai1, Siegfried Perz2, Wolfgang Rathmann1, Burkhard Hasstert1, Christa, Meisinger2, Hannelore Loewel2. 1 Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf, 2 Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF), Neuherberg Abstract auf der Jahrestagung der amerikanischen Diabetes-Gesellschaft (ADA) vom 04.-08.06.04 in Orlando, Florida |