Ihre Augen und der Diabetes
Viele Menschen mit einem Diabetes fürchten die Augenkomplikationen mehr als alles andere. Das ist kaum überraschend wenn man die persönlichen und sozialen Auswirkungen einer Erblindung bedenkt.
Die diabetische Augenerkrankung oder Retinopathie ist die führende Ursache von Erblindungen und beeinträchtigtem Sehvermögen unter Erwachsenen in entwickelten Gesellschaften.
Rund 2% aller Menschen, die einen Diabetes über 15 Jahre lang haben, werden blind und ungefähr 10% entwickeln eine ernste Beeinträchtigung des Sehens.
Wie arbeitet das Auge?
Das Auge arbeitet ein bisschen wie ein Fotoapparat. Das Licht kommt durch die Hornhaut hinein, es geht durch die Pupille und bewegt sich durch die Linse, die schließlich die Lichtstrahlen auf einen Fokus bündelt und produziert klare, scharfe Bilder auf der Retina (Netzhaut) hinten im Auge. Dabei funktioniert die Retina wie der Film im Fotoapparat. Das Licht wird von speziellen Zellen in der Retina aufgenommen und die Information ( das "Bild") wird entlang dem Sehnerv, der hinten am Auge austritt zum Gehirn geleitet.
Die Augen-Komplikationen, die bei einem Diabetes vorkommen Diabetesbedingte Augenkomplikationen sind häufig und sie führen - wenn sie unbehandelt bleiben - zu Beeinträchtigung des Sehens und im Endeffekt zur Erblindung.
Die Augen-Hauptprobleme bei einem Diabetes sind:
- die diabetische Retinopathie
- das Makula-Ödem
- die Linsentrübung (Cataract, grauer Star)
Das Erscheinungsbild einer Retinopathie oder eines Makula-Ödems, das Menschen mit einem Diabetes entwickeln ist spezifisch für einen Diabetes. Linsentrübungen kommen auch bei Menschen ohne Diabetes vor sind aber viel häufiger wenn auch ein Diabetes vorhanden ist.
Es ist schwierig diese Augenerkrankungen festzustellen, da dem Patienten nicht immer Symptome deutlich sind bevor sie bereits weit fortgeschritten sind. Andererseits sind alle die Erkrankungen gut zu behandeln, wenn sie früh entdeckt werden und die meisten sind generell vermeidbar. Handeln Sie bevor Sie ein Problem bemerken. Lassen Sie Ihre Augen regelmäßig untersuchen. Auf diese Weise können Sie helfen, Augenprobleme in der Entwicklung zu verhindern.
Diabetische Retinopathie Beide, der Typ 1 und der Typ 2 Diabetes können zu einer Schädigung der kleinen (kapillaren) Gefäße führen, die die Retina mit Blut versorgen. Die kleinen Gefäße in der Retina können durch hohen Blutzucker und durch einen hohen Blutdruck geschädigt werden. Wenn diese Gefäße geschädigt sind, können sich kleine Bläschen, die Mikroaneurysmen,bilden. Diese können platzen und in die Retina bluten. Geschädigte Blutgefäße können ebenfalls bluten oder Flüssigkeit verlieren, die wiederum eine Schwellung der Retina bewirkt und Materialien, die im Blut transportiert werden hinterlässt. Diese Ablagerungen sind bekannt als Exudate. In diesem Stadium kann der Betroffene von seiner Retinopathie noch überhaupt nichts bemerkt haben und es kann keine Beeinträchtigung des Sehvermögens entdeckt werden. Dieses Stadium wird als nicht-proliferative oder Hintergrund-Retinopathie bezeichnet.
Bei einem weiter fortgeschrittenen Stadium der Komplikation, der sogenannten proliferativen Retinopathie, entwickelt die Retina neues Blutgefäßwachstum um die geschädigten Gefäße zu ersetzen um den Sauerstoff und die Ernährung, die sie für ein regelrechtes Funktionieren benötigt zu bekommen. Diese neuen Blutgefäße sind allerdings sehr schwach entwickelt und haben sogar eine noch größere Wahrscheinlichkeit ohne jede Vorwarnung auf die Retinaoberfläche zu bluten oder Flüssigkeit zu verlieren. Sie können auch in einen Teil des Auges bluten, der Glaskörper genannt wird (das ist die geleeartige Substanz, die den hinteren Hohlraum des Auges ausfüllt). Wenn das passiert kann das Sehvermögen ernsthaft gestört werden.
Wenn Narbengewebe sich als Antwort auf das Wachstum neuer Gefäße und die daraus folgende Blutung entwickelt, kann das dazu führen, dass sich die Retina vom Augenhintergrund ablößt, was zur Erblindung führt.
• Die nicht-proliferative diabetische Retinopathie ist die häufigste Form einer Blutgefäßschädigung im Auge bei Diabetes. Sie zählt für rund 80% aller Fälle. • Obwohl die nicht-proliferative diabetische Retinopathie selten zu einer kompletten Erblindung führt, werden immer noch fünf bis 20 Prozent innerhalb von fünf Jahren blind im rechtlichen Sinne. Das kommt daher, dass die Netzhaut anschwillt, nicht behandelt wird und weil der Blutgefäßschaden sich ausbreitet.
• Ungefähr einer von fünf Menschen mit einem Typ 2 Diabetes hat einen bedeutenden Grad einer Retinopathie zum Zeitpunkt der Diabetesfeststellung.
• Eine Schwangerschaft kann die Entwicklung einer Retinopathie beschleunigen. Frauen mit einem Diabetes sollten regelmäßige Augenuntersuchungen erhalten.
Risiko-Faktoren
Beides, die erhöhte Blutglukose und der erhöhte Blutdruck können zur Schädigung der kleinen Blutgefäße, die die Retina mit Blut versorgen, beitragen.
Befunde, Beschwerden und Symptome
Oft gibt es in den frühen Stadien einer diabetischen Retinopathie keine Symptome. Das Sehvermögen kann unverändert erscheinen bis die Erkrankung ernst geworden ist. Gelegentlich kann das Sehvermögen eines Menschen mit einer diabetischen Retinopathie verschwommen werden oder ganz blockiert werden. Andererseits kann die Krankheit sogar in weiter fortgeschrittenen Fällen für eine lange Zeit ohne Symptome fortschreiten, was es begründet, warum regelmäßige Augenuntersuchungen für Menschen mit einem Diabetes so wichtig sind.
Makula-Ödem Die Makula ist der zentrale Bereich der Retina. Sie ist ganz für Ihr scharfes Sehen verantwortlich , das es Ihnen ermöglicht kleine Einzelheiten zum Beispiel beim Fernsehen oder beim Lesen zu erkennen. Wenn einige der kleinen Blutgefäße in der Retina blockiert sind, erweitern sich die Gefäße daneben um dies zu kompensieren. Die weitgestellten Gefäße sind generell durchlässig und Flüssigkeit sammelt sich im Bereich der Makula, wodurch wiederum die Makula anschwillt und ihre Funktion verliert.
Zeichen und Symptome
Manchmal kann ein Makulaödem ohne Beeinträchtigung des Sehvermögens auftreten, üblicherweise jedoch bemerkt der Betroffene eine Sehverschlechterung, die sie als verschwommen, verdreht wahrnehmen oder als Schwierigkeit beim nächtlichen Sehen. Eine Makulopathie kann Blindheit verursachen. Sie ist häufiger bei Menschen mit einem Typ 2 Diabetes.
Katarakt (Grauer Star, Linsentrübung) Katarakte entstehen wenn die Linse trüb wird. Die Linse besteht hauptsächlich aus Wasser und Eiweiß. Manchmal verklumpen derartige Proteine zusammen. Dies kann anfänglich einen grau-weißen Film bilden, der kleine Areale der Linse bedeckt und die Lichtpassage stört. Soweit dies Licht daran hindert, die Retina zu erreichen, beeinträchtigt es Ihr Sehvermögen und kann Erblindung bewirken.
Katarakte pflegen bei Menschen im Alter über 50 Jahre aufzutreteten, werden aber auch in jüngerem Alter gefunden und entwickeln sich bei Menschen mit einem Diabetes rascher
Zeichen und Symptome
- Zeichen und Symptome von Katarakten können einschließen:
- Fleckiges oder trübes Sehen
- Schlechtes Nachtsehen
- Lichthöfe um helle Lichtquellen
- Empfindlichkeit gegenüber Licht und Blendung
- Notwendigkeit für helleres Licht zum Lesen und für andere Aktivitäten
Häufiger Wechsel in der Brillenglasverordnung Katarakte können sich in einem oder in beiden Augen entwickeln und sie können die ganze Linse betreffen - brauchen dies aber nicht. Üblicherweise entwickeln sich Katarakte langsam und verursachen keine Schmerzen. Daraus folgt, dass Sie den allmählichen Verlust Ihres Sehvermögens gar nicht bemerken.
Risiko-Faktoren
Was genau Katarakte auslöst ist nicht bekannt, aber wir wissen dass es eine Verbindung zwischen Katarakten und Änderungen in der chemischen Zusammensetzung der Linse gibt dann wenn Menschen älter werden. Im Alter über 65 hat jedermann natürlicherweise einen gewissen Grad von Linsentrübung. Derartige Trübungen können zu bedeutsamen Sehstörungen führen - müssen es aber nicht. Allerdings kann das Alter allein nicht die Kataraktentstehung erklären. Bei einigen Menschen können Katarakte schon bei der Geburt vorhanden sein.
Weitere Risiko-Faktoren sind:
- Diabetes
- Eine Familienanamnese von Katarakten
- Vorausgehende Augenverletzungen
- Exzessiver Alkoholgebrauch
- Exzessive Sonnenlichteinwirkung
- Rauchen
Können diabetische Augen-Komplikationen behandelt werden? Behandlungen existieren und es lohnt sich festzustellen, was in Ihrem Lande verfügbar ist. Allerdings - während eine Behandlung üblicherweise Ihr Sehvermögen vor der Verschlechterung bewahren kann, kann sie in den meisten Fällen das Sehen nicht wiederherstellen, wenn es bereits verloren ist. Das ist der Grund, warum regelmäßige Augenuntersuchungen so wichtig sind.
Laser-Chirurgie kann zur Behandlung der meisten Augenkomplikationen eingesetzt werden. Im Falle einer diabetischen Retinopathie wird ein starker Lichtstrahl auf die Retina gezielt um die abnormen Gefäße schrumpfen zu lassen. In den Vereinigten Staaten wurde für die Laser-Chirurgie gezeigt, dass sie das Risiko eines ernsten Sehverlustes auf Grund einer diabetischen Retinopathie um 60 Prozent vermindern kann. Wenn eine proliferative Retinopathie einmal erfolgreich mit Hilfe einer Lasertherapie behandelt worden ist, ist das Langzeitergebnis sehr gut und das Sehen kann in über 90 Prozent der Betroffenen erhalten werden.
Im Falle eines Makulaödems wird der Laserstrahl benutzt um die leckenden Blutgefäße zu versiegeln und sie davon abzubringen weiteren Schaden zu bringen. Im Laufe der Zeit kann die Wirkung der Laserchirurgie verschwinden. Trotzdem ist die Laserbehandlung in hohem Maße wirksam. Sie ist außerdem kosteneffektiv, besonders für jüngere Patienten, bei denen die Zahl der für das Sehen geretteten Jahre groß ist.
Chirurgie wird hauptsächlich zur Behandlung von Katarakten eingesetzt und bei fortgeschrittener Retinopathie. Im Falle der Katarakte werden Spezialisten zur Augenbehandlung die eingetrübte Linse entfernen und in den meisten Fällen durch eine klare Plastiklinse ersetzen. Die Kataraktchirurgie ist sehr erfolgreich zur Wiederherstellung des Sehvermögens.
In fortgeschrittenen Fällen von diabetischer Retinopathie kann eine Vitrektomie durchgeführt werden. Das ist eine komplizierte Mikro-Chirurgie bei der der Blutgefüllte Glaskörper entfernt wird.
Wissenschaftler sind dabei ein besseres Verständnis der diabetischen Augenkomplikationen zu erarbeiten und neue Behandlungsoptionen erscheinen am Horizont. In der Zwischenzeit sind die Früherkennung der Augenerkranklungen und regelmäßige Besuche bei trainierten Augenärzten in Kombination mit einer guten Blutzucker- und Blutdruckkontrolle die Hauptziele für eine erfolgreiche Behandlung von Menschen mit einem Diabetes.
IDF-Publikation (International Diabetes Federation), Übersetzung aus dem Englischen: Deutsche Diabetes Union (DDU), Prof. Dr. med. Helmut R. Henrichs, Quakenbrück; Präsident der Deutschen Diabetes-Union und Schirmherr von www.diabetes-deutschland.de
Quellen: Prevent Blindness America (www.preventblindness.org) National Eye Institute (www.nei.nih.gov) UK National Retinopathy Screening Committee recommendations (www.diabetic-retinopathy.screening.nhs.uk/diabetic-retinopathy.html) "Diabetes and your eyes" Retinopathy Sub-Committee of Australian Diabetes Society
Stand: Februar 2005
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