Gestörter Glukosestoffwechsel bei Schizophrenie
(10.05.2006) Die Schizophrenie ist eine chronische psychiatrische Erkrankung, bei der sich Veränderungen der Wahrnehmung, des Denkens und Verhaltens zeigen. Es besteht dabei unter anderem ein zeitweiliges Unvermögen, zwischen Wirklichkeit und den eigenen Vorstellungen zu unterscheiden. Mehrere Studien haben bereits eine erhöhte Rate an Diabeteserkrankungen bei Patienten mit Schizophrenie zeigen können.
Diabetes tritt bei Schizophrenie gehäuft auf Foto: Abda
In der vorliegenden Studie wurde der Glukosestoffwechsel mit dem oralen Glukose-Toleranztest (oGTT) bei 200 Patienten mit Schizophrenie untersucht. Das Durchschnittsalter betrug 41 Jahre. 7 % der untersuchten Patienten zeigten erhöhte Blutglukosespiegel und 14,5 % einen Diabetes. Das Auftreten eines Diabetes im Vergleich mit dem Bevölkerungsdurchschnitt war im statistisch bedeutsamen Maße erhöht. Frühere Studien ergaben schon, dass die Einführung der Medikamentengruppe der Neuroleptika mit einem sprunghaften Anstieg der Typ 2 Diabetes-Fälle verbunden war. Bei der zweiten Generation dieser antipsychotischen Medikamente, die in den neunziger Jahren eingeführt wurden, zeigten sich zwar insgesamt weniger typische Nebenwirkungen, jedoch hatten sie einen stärkeren diabetogenen Effekt im Vergleich zu den klassischen Antipsychotika. Über die Mechanismen der Entstehung dieser Glukosestoffwechselstörung ist nur wenig bekannt. Um mögliche Veränderungen im Glukosestoffwechsel frühzeitig zu entdecken, sollten psychiatrische Patienten – unabhängig von der verordneten Medikation – regelmäßig daraufhin untersucht werden.
Gunilla Erdmann, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Cohen et al. Hyperglycemia and Diabetes in Patients with Schizophrenia or Schizoaffective Disorders. Diabetes Care 29: 786-791, 2006 |