Diabetesmedikament zur Behandlung der Alzheimer-Demenz:
Insulinsensitizer Pioglitazon soll Fortschreiten der Hirnerkrankung verlangsamen
(25.09.2006) Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und der Alzheimer-Demenz mehren sich seit einiger Zeit. Man weiß heute auch, dass sich hohe Blutzuckerwerte über einen längeren Zeitraum nachteilig auf kognitive Funktionen des Gehirns auswirken. Dass nun auch ein Diabetesmedikament gegen Alzheimer wirksam sein soll, ist allerdings neu. Der Insulinsensitizer Pioglitazone, scheint das Fortschreiten der diese Hirnerkrankung verlangsamen zu können, ohne dabei schwerwiegende Nebenwirkungen für die Patienten hervorzurufen.
Foto: AOK-Mediendienst
Die Demenz vom Alzheimer-Typ bei welcher die Patienten unter Denk- , Auffassungs- und Konzentrationsstörungen leiden, schreitet fort bis zur völligen Unfähigkeit alltägliche Handlungen auszuführen. Typisch sind auch Veränderungen der Persönlichkeit, rasche Stimmungsschwankungen und Depressionen. Bis heute ist Hirnerkrankung nicht heilbar. Die Lebensqualität der Betroffenen kann allerdings wesentlich verbessert werden, wenn sich das Krankheitsgeschehen verlangsamen lässt.
Schwedische Forscher hatten bereits 2004 die Effekte von Diabetes mellitus auf die Entstehung der Alzheimer-Demenz untersucht. Das Forscherteam um Weili Xu fand heraus, dass das Risiko an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken, bei älteren Diabetikern mit Bluthochdruck besonders hoch ist.
Eine kleine plazebo-kontrollierte Studie mit 25 Alzheimerpatienten an der University of Virginia, Charlottesville und der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio lieferte nun die neuen Erkenntnisse über das blutzuckersenkende Medikament Pioglitazon. Die Ergebnisse wurde kürzlich auf ICAD 2006, der für die Alzheimer-Demenz wichtigsten Konferenz, in Madrid präsentiert.
„Wir wissen noch nicht genau wie Pioglitazon bei Alzheimerpatienten wirkt.“ sagt Dr. David Geldmacher, Privatdozent an der University of Virginia. Insulinsensitizer, wie Pioglitazon und Rosiglitazon, sind blutzuckersenkende Tabletten, die den Typ 2 Diabetes an seiner Hauptursache angreifen: der Unempfindlichkeit der Körperzellen gegenüber dem körpereigenen Insulin (Insulinresistenz). Forscher, wie David Geldmacher vermuten, dass Pioglitazon Entzündungsreaktionen verhindert, mit denen der Körper eines Alzheimerpatienten auf ungewöhnlich stark ausgeprägte Ablagerungen des Stoffwechselproduktes Beta-Amyloid reagiert. Beta-Amyloid setzt sich bei Alzheimer Patienten in sog. Plaques im Gehirn ab und führt u.a. über Entzündungsreaktionen zu Störungen des Hirnstoffwechsels. Der Insulinsensitizer Pioglitazon könnte allerdings auch bestimmte Zellfunktion unterstützen, die wiederum Amyloidablagerungen verhindern.
Trotz der geringen Teilnehmerzahl der amerikanischen Studie, wertet Geldmacher das Ergebnis als vielversprechend und kündigt Folgestudien mit größeren Patientenzahlen an.
Dr. med. Anja Neufang-Sahr, Deutsche Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung |