Der blaue Dunst gefährdet Zuckerstoffwechsel auch bei jungen Passivrauchern
(26.04.2006) Auch wer bei anderen Zigarettenrauch passiv mitraucht, hat ein erhöhtes Risiko für eine Störung des Glukosestoffwechsels. Das berichten US-amerikanische Forscher im aktuellen British Medical Journal.
Dass Rauchen eine große Gefahr in punkto Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, ist lange bekannt. Seit einiger Zeit nimmt man auch an, dass Rauchen ebenso das Risiko für Diabetes erhöhen kann, weil es die Insulinresistenz verstärkt.
Foto: DAK / Wigger
Bei jüngsten Untersuchungen fanden Wissenschaftler nun erstmals in der CARDIA-Studie heraus, dass schon Passivrauchen sich ungünstig auf den Blutzuckerhaushalt auswirkt. Langfristig angelegt analysiert die CARDIA-Studie (Coronary Artery Risk Development In Young Adults) seit 1986 in den vier US-Städten Birmingham, Chicago, Minneapolis und Oakland bei jungen Erwachsenen über Jahrzehnte, wie sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickeln. Dabei ist die gesamte Untersuchungskohorte für eine städtische Bevölkerung repräsentativ. Bei den untersuchten 4.572 Männern und Frauen unterschied man hinsichtlich Nikotinkonsum vier Gruppen: Raucher, Ex-Raucher sowie Nichtraucher, die passiv Rauch ausgesetzt waren oder nicht. Überprüft wurde die im Interview erfragte Tabakrauchexposition, indem im Blut Cotinin gemessen wurde. Cotinin ist ein gebräuchlicher Bio-Marker, an dem man sehen kann, wie stark jemand Tabakrauch ausgesetzt war. Die Autoren verfolgten über 15 Jahre hinweg, wie viele Teilnehmer eine Störung der Glukosetoleranz entwickelten. Als gestörte Glukosetoleranz wurde hier ein Diabetes mellitus oder eine erhöhte Nüchternglukose angesehen.
Das Ergebnis: Von den Rauchern bekamen 22 % binnen der Beobachtungszeit von 15 Jahren eine Störung der Glukosetoleranz (definiert hier als Nüchternblutzucker höher als 100 mg/dl oder Einnahme von oralen Antidiabetika)und hatten damit das höchste Risiko. Nichtraucher ohne Passivrauchen zeigten das geringste Risiko mit 11,5 %. Allerdings hatten 17 % von denen, die nie selbst geraucht hatten, sondern nur passiv Rauch ausgesetzt waren, eine Störung der Glukosetoleranz. Das Risiko lag sogar höher als bei den untersuchten Ex-Rauchern (14 %). Faktoren wie Alkoholkonsum, mangelnde Bewegung und ähnliches wurden bei der Analyse herausgerechnet. Die Auswirkungen der Tabakrauchexpositon war am ausgeprägtesten bei weißen Männern und Frauen. Unter den Rauchern zeigte die Zahl der Packungsjahre (Zahl der täglich konsumierten Zigarettenschachteln multipliziert mit der Zahl der Raucherjahre) ein dosisabhängig steigendes Risiko für einen Diabetes oder eine Erhöhung der Nüchternblutglukose je stärker jemand rauchte.
Kirsten Lindloff, Deutsche Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Thomas K Houston, Thomas K Houston, Sharina D Person et al. Active and passive smoking and development of glucose intolerance among young adults in a prospective cohort: CARDIA study. BMJ, Apr 2006; doi:10.1136/bmj.38779.584028.55
CARDIA-Studie: http://www.cardia.dopm.uab.edu/ |