Schöne Urlaubszeit - Reisetipps für Diabetiker
(09.08.2006) Der Urlaub ist schon in Sicht und die Vorbereitungen in vollem Gange. Haben Sie als Diabetiker auch richtig vorgesorgt? Menschen mit Diabetes brauchen zwar etwas mehr Vorbereitung, können dann aber die schönsten Wochen im Jahr genießen wie alle anderen Urlauber auch. Wichtig sind eine stabile Stoffwechseleinstellung, regelmäßige Blutzuckerselbstkontrollen und eine gute Planung.
Falls Sie in Ihren Urlaub aktiv gestalten, wirkt sich das auch auf Ihren Blutzuckerspiegel aus – genau wie bei sportlichen Aktivitäten. Dieser Zusammenhang ist zwar weitgehend bekannt, aber nicht immer denkt man dran, seine Insulinzufuhr auch wirklich seinen Aktivitäten anzupassen. Das heißt, bei mehr Bewegung und Muskelarbeit wird wesentlich mehr Glukose verbrannt, der Blutzucker gesenkt und möglicherweise eine Unterzuckerung begünstigt. Sie können eine höhere körperliche Aktivität durch eine erhöhte Zufuhr von Kohlenhydraten anpassen oder auch Ihre Insulin- oder Tablettenmenge reduzieren. Mit der Blutzuckerselbstkontrolle können Sie Anpassungen prüfen, erhalten Sicherheit und können Ihr Leben nicht nur im Urlaub weitgehend frei gestalten.
Reisen mit der Bahn, dem PKW oder dem Flugzeug innerhalb einer Zeitzone ist nahezu problemlos. Bei Fernreisen sind die Zeitverschiebungen zu berücksichtigen. Bei großen Zeitverschiebungen empfiehlt es sich, die Insulin- oder Medikamentendosis anzupassen. Besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt einen Urlaubs-Therapieplan. Beachtet werden müssen hierbei die Zeitzonen - nach Osten und nach Westen und andererseits die Hinweise, falls Sie auf eine intensivierte Insulintherapie (ICT) oder einer konventionelle Insulintherapie (CT) eingestellt sind. Die folgende Übersicht hilft bei der Therapieplanung auf Fernreisen:
Fernreisen und intensivierte Insulintherapie (ICT) |
Fernreisen und konventionelle Insulintherapie (CT) |
Bei Reisen in Richtung Westen verlängert sich der Tag. Hierdurch wird mehr Insulin benötigt. Morgens vor dem Abflug wird die gewohnte Menge an Basalinsulin gespritzt. Der zusätzliche Insulinbedarf wird mit ein bis zwei Injektionen mit Normalinsulin oder schnellwirksamen Analog-Insulin ausgeglichen.
Bei Reisen in Richtung Osten verkürzt sich der Tag. Vor der Abreise wird die übliche Menge Basalinsulin gespritzt. Die Normaldosis Insulin oder ein schnellwirksames Analog-Insulin zu den Mahlzeiten während des Fluges wird wie gewohnt berechnet. Durch die Zeitverschiebung wird am nächsten Morgen eine geringere Basaldosis benötigt. |
Reisen in Richtung Westen verlängern den Tag. Vor dem Abflug wird die übliche Dosis des Mischinsulins gespritzt und wie gewohnt gegessen. Durch die Tageszeitverlängerung erhöht sich ggf. der Insulinbedarf, der idealerweise mit einem kurzwirksamen Insulin abgedeckt werden kann. Bei Reiseankunft wird die übliche Dosis gespritzt und wie gewohnt gegessen.
Da sich bei Reisen in den Osten der Tag verkürzt, wird vor dem Abflug nur ca. die Hälfte an Insulin gespritzt. Bei Ankunft am Abend wird dann wieder die gewohnte Dosis an Mischinsulin gespritzt.
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Falls Sie mit Insulin Glargin (Lantus®) spritzen, so macht die Zeitverschiebung keine Probleme. Es kann die absolute Zeit der Injektion beibehalten werden: z. B. Verabreichung in Deutschland um 22 Uhr; Flug nach New York (6 Stunden zurück); Injektion dort um 16 Uhr Ortszeit; bei Rückflug nach Deutschland (6 Stunden vor) wieder um 22 Uhr Ortszeit.
Tipps für Ihre Reiseplanung und am Urlaubsort
- Besprechen Sie mit Ihrem Arzt Ihre Reisepläne und Ihre Reisetherapie
- Informationen Sie sich möglichst vorab über die vorhandenen Insuline (Insulinkonzentrationen, gebräuchliche Namen) im Ihrem Reiseland.
- Teilen Sie Ihren Diabetesbedarf am besten auf Handgepäck und Koffer auf, damit Sie bei Ankunft auf jeden Fall immer versorgt sind. Verpacken Sie das Insulin bruchsicher im Gepäck
- Insulin bleibt bei Zimmertemperatur 6 Wochen haltbar, direkte Sonnenstrahlung schadet jedoch dem Insulin. Für sehr heiße Regionen sollten ggf. Kühlbehältnisse mitgenommen werden
- Messen Sie häufiger Ihr Blut, denn bei unbekanntem Essen können die Kohlenhydrate einer Mahlzeit nicht so einfach eingeschätzt werden
- Denken Sie auch daran, dass Bewegung den Blutzucker senkt und Hitze/Sonnenbäder die Insulinwirkung beschleunigen kann
- Nehmen Sie am besten immer einen Müsliriegel, Obst oder Brot mit, falls einmal eine Mahlzeit ausfällt. So können Sie eine mögliche Unterzuckerung vermeiden
- Lassen Sie sich und Ihren Urlaubspartner für den Notfall im Umgang mit der Glukagonspritze schulen
- Nehmen Sie Ihr Diabetikertagebuch und eine BE-Tabelle mit
- Ein internationaler Diabetikerpass hilft bei Sprachproblemen
- Ein ärztliches Attest – in deutsch und englisch - über den benötigten Diabetikerbedarf (Insulin, Insulinspritze oder Pen, Stechhilfen) ist wichtig bei Flughafen- und Grenzkontrollen
Checkliste für das Reisegepäck
Insulininjektionen |
Tabletten |
Insulinpumpen |
Ausreichend Insulin (125 % der errechneten „normalen“ Dosis) |
Ausreichend blutzuckersenkende Tabletten |
Ggf. Ersatzteile für die Pumpe |
Pens, ggf. Ersatzpen (Penkanülen) |
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Insulin und Spritzen bzw. falls die Pumpe ausfällt |
Oder Insulinspritzen (U 40 / U 100-Spritzen) |
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Blutzuckermessgerät (mit Ersatzbatterien), Stechhilfe mit Lanzetten, Teststreifen |
Blutzuckermessgerät (mit Ersatzbatterien), Stechhilfe mit Lanzetten, Teststreifen |
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Ketonstreifen |
Azetonteststreifen zur Messung des Actetons |
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Traubenzucker und eine Glukagonspritze |
Traubenzucker und eine Glukagonspritze |
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Wir wünschen Ihnen immer eine gute Reise!
Ingrid Bollmann, Kirsten Lindloff, Deutsche Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
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