Schlafdauer als Risikofaktor für Typ 2 Diabetes
(07.07.2006) Verschiedene Untersuchungen konnten bereits einen Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Zuckerstoffwechsel zeigen. Menschen, die über zu wenig oder zu viel Schlaf berichten, sind häufiger von Übergewicht, gestörter Glukosetoleranz und Typ 2 Diabetes betroffen als solche, die täglich sieben bis acht Stunden schlafen. Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Diabetesrisiko untersuchten auch Forscher von der Yale University in der Auswertung einer Beobachtungsstudie, der Massachusetts Male Aging Study.
Auch wie lange man schläft beeinflusst den Zuckerhaushalt
In dieser Langzeitstudie wurden 1.709 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Männer (im Alter von 40 bis 70 Jahre) aus dem Bostoner Raum über 15 Jahre hinweg beobachtet. 145 Männer (8,5 %) hatten bereits einen bekannten Diabetes und wurden von der Analyse ausgeschlossen. Untersuchungen, einschließlich Fragebogen und Blutabnahme, wurden zu Beginn der Studie (1987-1989), während der Beobachtungszeit (1995-1997) und am Ende der Studie (2002-2004) durchgeführt.
An allen drei Messpunkten wurden das gleiche Studienprotokoll und der gleiche Fragebogen verwendet. Die Teilnehmer gaben ihre Schlafdauer selbst an und wurden auf Grund dieser Angabe in fünf Gruppen eingeteilt: Schlafdauer 5 Stunden oder weniger, 6, 7 oder 8 Stunden und mehr als 8 Stunden. Die Häufigkeit und das relative Risiko einer Diabetesentwicklung wurden für jede Gruppe gesondert berechnet. Die Gruppe mit 7 Stunden Schlaf pro Nacht wurde als Referenzgruppe herangezogen. Männer in den beiden Gruppen mit der kürzesten Schlafdauer hatten ein zweifach erhöhtes Risiko und Männer in der Gruppe mit der längsten Schlafdauer hatten ein dreifach erhöhtes Risiko, Diabetes zu entwickeln, als Männer mit einer Schlafdauer von 7 Stunden. Dieses erhöhte Risiko blieb im Wesentlichen auch dann bestehen, wenn nach anderen Faktoren, wie Alter, Blutdruck, Raucherstatus, Selbsteinschätzung der eigenen Gesundheit, Bildung und Bauchumfang abgeglichen wurde.
Das Risiko änderte sich allerdings, wenn man die Testosteronspiegel der Männer mit einbezog. Das männliche Sexualhormon Testosteron wurde unter anderem bei der Blutabnahme bestimmt. Ein höherer Testosteronspiegel reduzierte das Risiko des Auftretens eines manifesten Diabetes. Dies legt die Vermutung nahe, dass der Effekt der Schlafdauer auf eine mögliche Diabetesentwicklung durch Veränderungen des Testosteronspiegels beeinflusst wird.
Ein Nachteil der Studie besteht darin, dass sowohl die Angabe der Schlafdauer als auch die Diagnose Diabetes allein auf Selbstauskunft der Studienteilnehmer beruhte und nicht objektiv nachgeprüft werden konnte. Nichtsdestoweniger ist dies wohl die erste große Langzeitstudie, in der ein Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Diabetesrisiko aufgezeigt werden konnte. Am Ende ziehen die Forscher die Schlussfolgerung: „Die Daten dieser großen Beobachtungsstudie legen nahe, dass die Schlafdauer einen Risikofaktor für die Entwicklung eines Diabetes bei Männern im mittleren und höheren Lebensalter darstellt. Sowohl eine sehr kurze als auch eine sehr lange Schlafdauer waren mit einem erhöhten Auftreten von Diabetes assoziiert.“
Dr. med. Heinz Nagel, Deutsche Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Yaggi HK, Araujo AB, McKinlay JB. Sleep Duration as a Risk Factor for the Development for Type 2 Diabetes. Diabetes Care (2006) 29:657-661 |