Gesünder leben: Patienten profitieren lange von Lifestyle-Veränderungen
(05.09.2008) Wer Normalgewicht anstrebt, sich ausgewogen ernährt und regelmäßig körperlich aktiv ist, kann sein Diabetesrisiko deutlich senken – vor allem, wenn bereits leichte Störungen des Zuckerstoffwechsels vorliegen. Eine Studie aus China hat jetzt erstmals gezeigt, dass Lifestyle-Maßnahmen sogar einen positiven „Langzeiteffekt“ haben: Das Diabetesrisiko bleibt niedriger, auch wenn das konsequente Einhalten des gesünderen Lebensstils schon eine Weile zurückliegt. Die motivierenden Ergebnisse wurden vor kurzem in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift The Lancet vorgestellt.
Foto: TKK
Wissenschaftler aus China, der USA und der Schweiz haben die Langzeituntersuchung mit insgesamt 577 Erwachsenen durchgeführt. Bei den Versuchspersonen war in einer von 33 teilnehmenden Kliniken in China eine gestörte Glukosetoleranz festgestellt worden. Hierunter versteht man ein Diabetes-Vorstadium, bei dem die Blutzuckerspiegel noch nicht dauerhaft, sondern „nur“ zeitweise erhöht sind. Dies macht sich vor allem nach dem Essen bemerkbar, wenn der Körper den anflutenden Nahrungszucker nicht mehr ausreichend schnell aus dem Blut in die Zellen schleusen und dort in Energie umwandeln kann. Patienten mit einer gestörten Glukosetoleranz haben ein hohes Risiko, innerhalb der nächsten Jahre einen Typ 2 Diabetes zu entwickeln.
Die Studienteilnehmer aus China wurden für einen Zeitraum von 6 Jahren (1986-1992) einer der folgenden vier Gruppen zugeordnet:
- Gruppe 1 führte keine speziellen Maßnahmen durch (Kontrollgruppe),
- Gruppe 2 unterzog sich einer strukturierten Ernährungsumstellung (Diät-Gruppe)
- Gruppe 3 war regelmäßig sportlich aktiv (Bewegungsgruppe)
- Gruppe 4 stellte die Ernährung um und nahm zusätzlich an einem regelmäßigen Bewegungsprogramm teil (Gruppe mit kombinierten Lifestyle-Maßnahmen).
Nach der 6-jährigen Beobachtungsphase zeigte sich klar, dass die Gruppe mit den kombinierten Lifestyle-Maßnahmen (Gruppe 4) am meisten profitiert hatte: Im Vergleich zur Kontrollgruppe (Gruppe 1) entwickelten hier 51 Prozent weniger Personen einen Typ 2 Diabetes. Das heißt, die Kombination von Ernährungsumstellung und Bewegung senkte das Diabetesrisiko um mehr als die Hälfte.
Nach 20 Jahren – und 14 Jahre nach dem Ende der kontrollierten Lifestyle-Umstellung – wurden alle Studienteilnehmer im Jahr 2006 noch einmal untersucht. Das interessante Ergebnis: Die Personen aus der ehemaligen Gruppe mit den kombinierten Lifestyle-Maßnahmen (Gruppe 4) wiesen noch immer ein geringeres Diabetesrisiko auf als ihre Altersgenossen, die damals weder an einer Ernährungsanpassung noch an einem Bewegungsprogramm teilgenommen hatten (Gruppe 1). Über den gesamten 20-jährigen Zeitraum betrachtet waren in der Gruppe mit der kombinierten Lifestyle-Umstellung 43 Prozent weniger Erwachsene von einem Typ 2 Diabetes betroffen. Jährlich traten in dieser Gruppe rund 7 Prozent neue Diabetesfälle auf – im Vergleich zu 11 Prozent in der Kontrollgruppe.
Das Fazit der Studienautoren: Die konsequente Anpassung der Ernährung, zusammen mit regelmäßiger körperlicher Aktivität, senkt das Diabetesrisiko deutlich. Selbst wenn die Veränderungen zeitlich begrenzt sind, kann man hiervon langfristig profitieren.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin von Diabetes-Deutschland.de, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Li G, Zhang P, Wang J et al. The long-term effect of lifestyle interventions to prevent diabetes in the China Da Qing Diabetes Prevention Study: a 20-year follow-up study. Lancet 2008; 371: 1783-1789 |