Zur rechtzeitigen Diagnostik des DFS wird neben der regelmäßigen Inspektion (Fußform, Hyperkeratosen, kleine Wunden, Fußpilz) die jährlichen Erhebung des neurologischen (Sensibilität- und Reflexprüfungen, Nervenleitgeschwindigkeit) und angiologischen Status (Ultraschall-Dopplersonographie) empfohlen. Die Prognose des diabetischen Fußsyndroms ist sehr stark davon abhängig wie ausgeprägt und fortgeschritten die Erkrankung ist. Sie verschlechtert sich deutlich durch das Hinzutreten einer kritischen Durchblutungsstörung (Knöchelarteriendruck unter 50 mm Hg), oder einer kleinen, leichten Bagatelleverletzung (enges Schuhwerk, unsachgemäße Fußpflege, Fremdkörper im Schuh).
Während eine neuropathische Läsion unter konsequenter Druckentlastung und sorgfältiger Lokalbehandlung nahezu immer ausheilt, ist beim Diabetikern mit zusätzlichen kritischen Durchblutungsstörungen stets die Frage nach operativen oder anderen durchblutungsfördernden Maßnahmen zu stellen. Ist die Durchblutung des Beines nach einer Operation wiederhergestellt verbessert sich die Wundheilung "schlagartig". Besonders schwer gestaltet sich allerdings die Therapie des diabetischen Fußes mit der Kombination aus nervlich- (neuropathischen) und gefäßbedingten (angiopathischen) Symptomen. In diesem Fall ist die Prognose sehr schlecht. Leider ist das diabetische Fußsyndrom (DFS) die häufigste Ursache für nicht-traumatische Amputationen. Pflegebedürftigkeit besteht bei 4,9% der Diabetiker mit DFS nach Zehenamputation, bei 4,8% nach Vorfußamputation, bei 35,8% nach Unterschenkelamputation und bei 35,5% nach Oberschenkelamputation. Innerhalb von 4 Jahren nach Amputation des ersten Beines ist bei 52,6% der Diabetiker eine Amputation am zweiten Bein notwendig.
Anja Neufang-Sahr, Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Dieser Beitrag wurde inhaltlich zuletzt im August 2001 aktualisiert