Wie sieht die Behandlung des diabetischen Fußsyndroms (DFS) aus? - Therapie
Zur Vorbeugung eines diabetischen Fußsyndroms können Diabetiker viel selber beitragen. Auch hier steht wieder die optimale Einstellung des Blutzuckers an erster Stelle. Erhöhte Blutdruckwerte und Übergewicht sollten frühzeitig gesenkt werden. Nikotin und Alkohol stellen eine zusätzliche Belastung für die Blutgefäße dar, und sollten deshalb eingestellt werden. Durch die tägliche Inspektion der Füße mit dem Spiegel können Druckstellen und kleine Verletzungen frühzeitig registriert werden.
Um Verbrühungen und Hautschürfungen zu vermeiden, sollten die Füße am besten nur im handwarmen Wasser gebadet und mit weichen Tüchern abgetrocknet werden. Um die Haut der Füße vor dem Austrocknen zu bewahren empfiehlt sich die regelmäßige Pflege mit Feuchigkeit spendenden Produkten. Das Kürzen der Fußnägel am besten von einem Fußpfleger oder nur mit der Nagelpfeile durchführen lassen, damit keine Hautverletzungen entstehen.
Hühneraugen und Hornhautverdickungen (Hyperkerastosen) sollten ebenfalls vom Fußpfleger behandelt werden. Eingewachsene Nägel sollten unbedingt von einem sachkundigen Chirurgen operiert werden. Infektionsherde wie z. B. Pilzinfektionen der Haut und der Nägel sind müssen konsequent therapiert werden. Die Schuhe sollten ausreichend viel platz für die Zehen bieten. Es sollten vornehmlich Baumwollstümpfe getragen werden., die Strümpfe sollten keine gestopften Stellen haben und dürfen keine Falten bilden. Mechanische Entlastung der Füße kann durch Einlagen in den Schuhen oder spezielles orthopädisches Schuhwerk bewirkt werden. Tägliche Fußgymnastik und Spaziergänge ergänzen das o.g. Vorbeugungsprogramm. Leider gibt es auch einige Verbote zu beachten: Barfuß laufen im Schwimmbad, in der Sauna und in Hotelzimmern ist verboten. Dies sind Ort an denen es vor Bakterien nur so wimmelt.
Zur Therapie der arteriellen Verschlusskrankheit stehen grundsätzlich Gehtraining, Durchblutungsfördernde Mittel (Prostavasinâ) und Operationen zur Widerherstellung der Durchblutung in den Beinen (Revaskularisierende Maßnahmen) zur Verfügung. Im Rahmen der diabetischen Neuropathie kommen sowohl Neuroleptika und Schmerzmittel als auch physiotherapeutische Anwendungen zum Einsatz. Welches der Therapieverfahren tatsächlich eingesetzt wird, richtet sich nach den individuellen Beschwerden und Bedürfnissen des Betroffenen.
Bei Vorliegen eines diabetischen Fußes mit offenen Wunden (diabetisches Gangrän) müssen Infektionen bekämpft, die Durchblutung verbessert, die Wunden intensiv behandelt und die Schuhversorgung optimiert werden. In der Regel lassen sich diese fünf Prinzipien nur an spezialisierten Einrichtungen für Diabetiker realisieren. Die Wunden werden täglich gereinigt, desinfiziert und ggf. drainiert. Bereits bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion sollten systemische Antibiotika (Clindamycin, Gysrasehemmer) nach Resistenzbestimmung eingesetzt werden. Häufig lassen sich bis zu 6 verschiedene Keime in einer Wunde nachweisen, die eine Kombination verschiedener Antibiotika erforderlich machen.
Der betroffene Diabetiker sollte bis zur Abheilung des Defektes möglichst Bettruhe halten, um jede Art von Druckbelastung auf die Wunde zu vermeiden. Während eine neuropathische Läsion unter konsequenter Druckentlastung und großzügiger Lokalbehandlung nahezu immer ausheilt, ist beim Patienten mit kritischen Ischämie stets die frage nach durchblutungsfördernden (revaskularisierenden) Maßnahmen zu stellen. Während des in der Regel 4-6 wöchigen Krankenhausaufenthaltes wird der Zustand der Blutgefäße des Beines eingehend untersucht. Zur Verbesserung der Durchblutung stehen sowohl operative (Anlegung von Bypässen an den Beinarterien) und radiologische Verfahren (perkutane transluminale Angiolplastie (PTA), Stentimplantation) als auch Medikamente zur Auflösung von Verstopfungen in den Beinarterien (Streptokinase, Urokinase) zur Verfügung. Der Wirkstoff Alprostadil (Prostavasinâ) kann ebenfalls zur Durchblutungsförderung über die Vene appliziert werden. Es stellt eine medikamentöse Alternative für Diabetiker dar, die einer Operation nicht zugeführt werden können.
Anja Neufang-Sahr, Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Dieser Beitrag wurde inhaltlich zuletzt im August 2001 aktualisiert
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