(28.09.2005) Das unabhängige Beratergremium der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) hat sich Anfang September dafür ausgesprochen, das inhalierbare Insulin-Präparat Exubera zuzulassen. Diese Empfehlung gilt für Erwachsene mit Typ 1 oder Typ 2 Diabetes. Dies stellt einen weiteren großen Schritt auf dem Weg zur möglichen Zulassung dar. Auch wenn die Zulassungsbehörde FDA dem Rat der Expertenkommission nicht folgen muss, tut sie dies meistens. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA wurde die Zulassung im März vergangenen Jahres beantragt.
Inhalierbares Insulin gelangt als mikrofeine Pulverwolke bis in die winzigen Lungenbläschen
Entwickelt wurde das Insulin zum Inhalieren in einer Kooperation der Pharmafirmen Pfizer und Aventis (jetzt: Sanofi-Synthelabo) gemeinsam mit der Biotechnologiefirma Nektar Therapeutics, welche das Inhalationsgerät entwickelt hat. Exubera ist ein Trockenpulver, das in einem taschenlampengroßen Inhalator mit Hilfe von Druckluft mikrofein zerstäubt wird. Die Pulverwolke gelangt in ein Reservoir des Geräts und kann dann inhaliert werden. Beim Einatmen gelangt das Insulin bis in die kleinsten Lungenbläschen und wird dort resorbiert. Damit im Blut genug ankommt, braucht es allerdings die zehnfache Menge an Insulin.
Lange Zeit stand besonders im Blickfeld der Sicherheitsstudien, dass sich die langjährige Anwendung nicht nachteilig auf die Lungen auswirkt. Die großen Studien haben aber in fünfjähriger Untersuchung keine wesentlichen Beeinträchtigungen der Lungenfunktion ergeben. Infrage kommen wird das Präparat jedoch wohl nur für Patienten mit gesunder Lungenfunktion und Nichtraucher.
Der Einsatz des inhalatives Insulin bedeutet allerdings nicht automatisch den vollständigen Abschied vom Spritzen. Viele Patienten mit Diabetes spritzen ein lang wirksames Insulin als Basis und kurzwirksame vor dem Essen. Das inhalative Insulin könnte die Bolus-Injektionen zu den Mahlzeiten ersetzen, da es ähnlich wirkt wie die rasch wirksamen Insulinanaloga. Weil das Spritzen für viele Patienten mit Typ 2 Diabetes eine enorme Hürde darstellt, wäre inhalatives Insulin ein möglicher Weg zu einer besseren Stoffwechseleinstellung für viele Betroffene. Besonders auch in Anbetracht der zunehmenden Zahl an Diabetikeserkrankungen.
„Die einfache Verabreichung von Insulin ohne Spritze könnte den rechtzeitigen Einstieg in die Insulintherapie erleichtern“, beurteilt Professor Werner A. Scherbaum, Ärztlicher Direktor der Deutschen Diabetes-Klinik am Deutschen Diabetes-Zentrum, die Möglichkeiten des inhalativen Insulins.
Quelle: News der American Diabetes Association, 9. September 2005
Kirsten Lindloff, Deutsche Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
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