Vorbeugung einer Nierenerkrankung mit Mikroalbuminurie bei Typ 2 Diabetes
(14.01.2005) Das Zielorgan, das am empfindlichsten auf Blutdruckerhöhung reagiert, ist zweifelsohne die Niere. Dies hängt mit Besonderheiten der Nierendurchblutung zusammen. Unter Mikroalbuminurie versteht man die Ausscheidung geringer Mengen des Eiweißes Albumin im Urin, die normalerweise nicht vorkommt.
Schnitt durch die Niere
Die Untersuchung auf Mikroalbuminurie hat sich als empfindlicher Hinweis auf eine Nierenschädigung beim Diabetes bewährt. Die Mikroalbuminurie ist aber nicht nur ein Zeichen des Nierenschadens, sondern weist auch auf andere Organschäden, beispielsweise an den Augen und auf eine Herzinsuffizienz hin. Außerdem kann eine erhöhte Ausscheidung von Albumin im Urin durch starke körperliche Aktivität, hohe Proteinzufuhr, Schwangerschaft und anderes verursacht werden. Bei 40 bis 50 Prozent aller Typ 2 Diabetiker ist die Mikroalbuminurie ein eigenständiger Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Bei Menschen mit Typ 2 Diabetes kann eine Behandlung mit blutdrucksenkenden Mitteln das Auftreten von Nieren- und/oder Herzkreislauferkrankungen reduzieren. ACE-Hemmer und Kalzium-Antagonisten sind die derzeit wirksamsten blutdrucksenkenden Medikamente. ACE-Hemmer blockieren die Wirkung des körpereigenen Proteins, das für die Herstellung des Hormons Angiotensin II verantwortlich ist. Das Hormon verengt die Blutgefäße und hält somit den Blutdruck hoch. Kalzium-Antagonisten hemmen die Wirkung des Kalziums, welches für die Anspannung der Muskelzellen in den Gefäßen sorgt. Wenn die Wirkung des Kalziums gehemmt wird, entspannen und erweitern sich die Blutgefäße, so dass der Blutdruck sinkt.
Ziel einer kürzlich veröffentlichten Studie war es zu klären, ob ACE-Hemmer und Kalzium-Antagonisten allein oder in Kombination verabreicht, das Auftreten einer Mikroalbuminurie bei Typ 2 Diabetikern mit Bluthochdruck (Hypertonie) verhindern können.
Insgesamt wurden 1204 Diabetiker untersucht. Die Studienteilnehmer erhielten über einen Zeitraum von 3 Jahren Trandolapril, einen ACE-Hemmer (2 mg pro Tag) in Kombination mit Verapamil, einem Kalzium-Antagonisten (180 mg pro Tag), Trandolapril oder Verapamil alleine oder ein Scheinmedikament (Placebo). Der angestrebte Blutdruck lag bei 120/80 mmHg. Während der Untersuchungs- und Behandlungszeit wurde das Auftreten einer Mikroalbuminurie untersucht.
Bei den Studienteilnehmern, die an Typ 2 Diabetes und Bluthochdruck litten, konnte die Gabe des ACE-Hemmers (Trandolapril) und des Kalzium-Antagonisten (Verapamil) in Kombination sowie die Gabe des ACE-Hemmers (Trandolapril) allein das Auftreten einer Mikroalbuminurie in vergleichbarem Ausmaße senken. Die alleinige Gabe des Kalzium-Antagonisten Verapamil war in ihrer Wirkung vergleichbar mit der Gabe eines Scheinmedikamentes (Placebo). Diese Ergebnisse zeigen, dass ein ACE-Hemmer das Medikament der Wahl für eine effektive Blutdruckkontrolle darstellt. Der Vorteil dieser Medikamentengruppe beinhaltet darüber hinaus einen schützenden Effekt für die Niere und schützt vor der Entwicklung einer Mikroalbuminurie, die einen Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von Herzkreislauferkrankungen darstellt.
Gunilla Erdmann, freie Mitarbeiterin des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Quelle: Ruggenenti et al.: Preventing Microalbuminuria in Type 2 Diabetes. The New England Journal of Medicine 2004;351: 1941-1951 |