Diabetespräparat Pioglitazon auch für nicht alkoholisch bedingte Fettleberentzündung geeignet?
(30.11.2006) Die nicht-alkoholische Fettleberhepatitis (NASH) war bislang nicht überzeugend medikamentös behandelbar. US-amerikanische Wissenschaftler berichten nun im New England Journal of Medicine, dass Pioglitazon, ein die Insulinresistenz sowie Blutzucker- und Fettstoffwechsel verbesserndes Diabetesmedikament, auch günstig auf nicht-alkoholische Fettlebererkrankung auswirkt.
Die nicht-alkoholische Fettleberhepatitis ist die häufigste Ursache erhöhter Leberwerte. Meist besteht gleichzeitig auch eine Insulinresistenz, sprich eine verminderte Empfindlichkeit der Körpergewebe für Insulin. Aus einer Fettleber kann sich als Komplikation eine NASH entwickeln, bei der über die massive Fetteinlagerung hinaus auch eine Entzündung des Lebergewebes entsteht und sich vermehrt Bindegewebe bildet (Fibrose).
Die Forschungsgruppe um Renata Belfort von der Universität Texas untersuchte 55 Patienten mit gestörter Glukosetoleranz oder Typ 2 Diabetes und eine durch Leberbiopsie diagnostisch gesicherte NASH. Behandelt wurden diese entweder sechs Monate mit einer kalorienreduzierten Diät (hypokalorische Kost) plus Placebo oder mit dieser Kost plus 45 mg Pioglitazon täglich. Vor und nach der Therapie wurde das Lebergewebe feingeweblich untersucht, der Leberfettgehalt mittels Kernspinuntersuchung bestimmt und der Glukoseumsatz gemessen.
Die Diät plus Pioglitazon zeigte eine hochsignifikant verbesserte Blutzuckereinstellung und Glukosetoleranz verglichen mit Diät plus Placebo. Die sogenannten Transaminasen-Leberwerte waren unter diätetisch begleiteter Pioglitazonbehandlung verbessert, die Leberverfettung reduziert und die Insulinempfindlichkeit der Leber gesteigert. Auch unter dem Mikroskop ließen sich die positiven Effekte betrachten: Nach der Gabe von Pioglitazon zeigte sich im Vergleich zu Placebo feingeweblich bessere Ergebnisse hinsichtlich des Fettgehaltes des Lebergewebes sowie weniger Zeichen von Zelluntergang und Entzündung. Der bindegewebige Umbau der Leber, die Fibrose, bestand in beiden Untersuchungsgruppen ähnlich weiter. Müdigkeit und leichte Beinödeme entwickelte ein Patient unter Pioglitazon, sonst waren keine unerwünschten Nebenwirkungen zu beobachten.
Diese Ergebnisse zeigen also einen äußerst günstigen Nebeneffekt des Diabetesmittels Pioglitazon. Bereits einige andere Pilotstudien hätten die Hypothese, ob eine Therapie, die auf die Insulinresistenz zielt, bei NASH nützlich sein kann, getestet, kommentiert der Leberspezialist Arthur J. McCullough, Professor an der Case Western Reserve University, Cleveland, in der selben Zeitschriftenausgabe. Die Größe der hier vorgestellten Studie sei als Pilotstudie zu bezeichnen, die zeigt dass Pioglitazon für NASH gut wirke. Die Studie sei aber zu klein und die Ergebnisse dürften nicht auf die große Anzahl der von NASH Betroffenen angewendet werden. Außerdem sei die Studienperiode auch sehr kurz für diese Krankheit. Man brauche Untersuchungen über ein bis zwei Jahre, mehr auf feingeweblich sichtbaren Veränderungen basierend und eine weitere Suche nach gut definierten nicht-invasiven Markern, so McCullough.
Kirsten Lindloff, Prof. Dr. Werner A. Scherbaum, Deutsche Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quellen: Originalarbeit: Belfort R, Harrison S, Brown K et al. A Placebo-Controlled Trial of Pioglitazone in Subjects with Nonalcoholic Steatohepatitis. NEJM 355:2297-2307 http://content.nejm.org/cgi/content/short/355/22/2297
Kommentar: Arthur J. McCullough, M.D. Thiazolidinediones for Nonalcoholic Steatohepatitis — Promising but Not Ready for Prime Time. NEJM 355:2297-2307 http://content.nejm.org/cgi/content/short/355/22/2297
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