Zahnpflege schützt Herz und Gefäße: Diabetiker profitieren besonders
(03.01.2007) Die Diabeteserkrankung ist mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko verbunden. Ähnliches – wenn auch nicht in so starker Ausprägung – gilt für das „Volksleiden“ Parodontose, fachsprachlich korrekter auch als Parodontitis bezeichnet. Die Parodontose ist neben Karies die häufigste Ursache für Zahnverlust.
Gegen entzündliche Zahnfleischerkrankungen hilft am besten gute Zahnhygiene Foto: DAK/Hanuschke+Schneider
Seit längerem ist bekannt, dass die entzündlichen Zahnfleischveränderungen nicht nur Auswirkungen für Mund und Zähne haben: In verschiedenen Untersuchungen war eine ausgeprägte Parodontose gleichzeitig mit einer Verdoppelung des Risikos für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße oder das Auftreten eines Schlaganfalls verbunden. Dieser Zusammenhang zeigte sich völlig unabhängig vom Vorhandensein anderer Herz-Kreislauf-Risiken. Mittlerweile gilt es als gesichert, dass das entzündliche Geschehen bei Zahnfleischerkrankungen im Mund langfristig auch direkte Auswirkungen auf die Gefäße und das Herz haben kann.
Wissenschaftler vom Kyushu Dental College in Kitakyushu, Japan, haben in einer kleinen Studie den Einfluss der Parodontose auf das Gefäßrisiko bei insgesamt 17 Typ 2 Diabetikern und Nicht-Diabetikern untersucht. Als Indikator für das Gefäßrisiko wählten die Forscher die Lipidperoxid-Konzentration im Blut: Die Höhe der Lipidperoxid-Werte spiegelt den oxidativen Stress im Körper wider. Oxidativer Stress bedeutet einen hohen Anteil gefährlicher freier Radikale, die eine Schädigung der Gefäßwände im Sinne der Arteriosklerose bzw. Arterienverkalkung fördern.
Bei keiner der 17 Teilnehmer war zum Zeitpunkt der Studienaufnahme eine Herz-Kreislauf-Erkrankung bekannt. Insgesamt fünf Typ 2 Diabetiker und sechs Nicht-Diabetiker – alles Personen mit mäßig bis stark ausgeprägten Zahnfleischentzündungen – unterzogen sich im Beobachtungszeitraum einer Parodontose-Behandlung. Vor und nach der Therapie wurden alle Studienteilnehmer medizinisch untersucht, einschließlich einer Blutabnahme zur Bestimmung der Lipidperoxid-Werte.
Die Ergebnisse: Sowohl die Lipidperoxide als auch die Triglyzeride und die weißen Blutkörperchen waren bei den Diabetes-Patienten zu Studienbeginn deutlich höher als bei ihren nicht-diabetischen Altersgenossen. Nach erfolgreicher Parodontose-Behandlung sanken die Lipidperoxid-Werte im Blut der Probanden – und damit der oxidative Stress – allerdings deutlich ab. Besonders ausgeprägt war dieser Effekt bei den Diabetikern. Die japanischen Wissenschaftler folgern aus ihren Ergebnisse, dass ein Vorbeugen oder zumindest die rechtzeitige Behandlung von Zahnfleischentzündungen auch das Herz und die Gefäße vor gefährlichen, arteriosklerosefördernden chronischen Entzündungen schützt. Vor allem Typ 2 Diabetiker, die per se von einem erhöhten Herz-Kreislaufrisiko ausgehen müssen, profitieren von einer entsprechend guten und sorgfältigen Mundhygiene.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Sonoki K,Nakashima S,Takata Y et al. Decreased lipid peroxidation following periodontal therapy in type 2 diabetic patients. J Periodontol 2006; 77: 1907-1913 |