Theodor-Frerichs-Preis für Adipositasforscher
Übergewicht durch gestörte Insulinwirkung im Gehirn
(25.04.2007) Das Hormon Insulin, dessen Mangel im Körper die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus auslöst, ist entgegen bisherigen Erkenntnissen auch im Gehirn wirksam. Dies belegen aktuelle Studien von Dr. med. Otto Tschritter von der Universität Tübingen. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) zeichnet den Nachwuchsforscher dafür mit dem Theodor-Frerichs-Preis 2007 aus. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Die DGIM verlieh den Preis an ihn im Rahmen der Eröffnung ihres 113. Kongresses in Wiesbaden.
Diesjähriger Theodor- Frerichs-Preisträger Dr. Otto Tschritter von der Universität TübingenDie meisten Zellen benötigen das Hormon Insulin, um Zucker zu verwerten. Nicht jedoch Nervenzellen: sie nutzen ihn auch ohne Insulin als Energieträger. Dennoch tragen Nervenzellen viele Hormonbindungsstellen, so genannte Rezeptoren. Bislang war die Aufgabe dieser reichlich im Gehirn vorhandenen Insulinezeptoren ungeklärt. Aufgrund von tierexperimentellen Studien vermutete Dr. Tschritter, dass die sie für die Regulierung des Körpergewichts wichtig seien. Denn Mäuse, denen diese Rezeptoren fehlen, sind stark übergewichtig. Eine vergleichbare Störung ist beim Menschen die Insulinresistenz, zu der es beim Typ-2-Diabetes, dem "Alterszucker" kommt: Insulin ist reichlich vorhanden, es wirkt jedoch nicht und der Blutzucker bleibt hoch.
In weiteren Versuchen registrierte der Tübinger Internist die magnetische Aktivität des Gehirns: Die so genannte Magnetoenzephalographie nimmt feinste Nervenaktivitäten wahr. Es zeigte sich, dass die Gabe von Insulin bei schlanken Menschen Reaktionen im Gehirn auslöst. Bei übergewichtigen Versuchsteilnehmern ist dies jedoch nicht der Fall. "Dr. Tschritter hat damit als erster gezeigt, dass es beim Menschen eine Insulinresistenz des zentralen Nervensystems gibt und dass diese möglicherweise mit der Entstehung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes in Verbindung steht", begründete das Preiskomitee der DGIM die Entscheidung für den Preisträger: "Aus den Ergebnissen lassen sich möglicherweise ganz neuartige therapeutische Strategien zur Behandlung oder Vorbeugung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes ableiten."
Der Preis ist nach dem ersten Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin - dem Internisten Friedrich Theodor von Frerichs - benannt. Die DGIM honoriert damit die beste zur Bewerbung eingereichte, möglichst klinisch-experimentelle Arbeit auf diesem Gebiet im deutschsprachigen Raum. Die DGIM verleiht die Auszeichnung jährlich im Rahmen der Eröffnung ihrer Jahrestagung in Wiesbaden.
Quelle: Medieninformation Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), 16.04.2007 |