Zu Symptomen kommt es, sobald durch Verstopfung der Blutgefäße die Durchblutung eines Organs verringert wird. Die Symptome unterscheiden sich je nach betroffenem Organ. Im Rahmen der diabetischen Makroangiopathie sind insbesondere Herz, Gehirn und Beine betroffen. Die koronare Herzerkrankung macht sich bei Diabetikern in vielen Fällen nicht bemerkbar. Durch die häufig zusätzlich bestehende diabetische Schädigung des autonomen Nervensystems kann es zu Störungen innerhalb der Schmerzleitung und zu Herzrhythmustörungen kommen. Schmerzhafte Angina pectoris-Anfälle fehlen bei Diabetikern häufiger als bei Nichtdiabetikern und sogar Herzinfarkte können klinisch "stumm" ablaufen. Für die Erkrankung der Herzkranzgefäße typische Stromkurvenverläufe im EKG treten bei Diabetikern häufiger auf als bei Nichtdiabetikern, so daß mit Hilfe regelmäßiger EKG-Kontrollen und anderer Funktionsuntersuchungen (z.B. Echokardiographie, Streß-Echokardiographie, Thalliumszintigraphie) Schäden am Herzen leichter festzustellen sind.
Bei der peripheren arteriellen Verschlußkrankheit (pAVK, oder Schaufensterkrankheit), kommt es durch zunehmende Verengung (Stenose) des Gefäßlumens zu Durchblutungsstörungen in den Beinen. Ist das Lumen (Durchmesser eines Blutgefäßes) um über 90% eingeschränkt, ist der Puls jenseits der Stenose nicht mehr tastbar. Die Beine werden schwer und müde, besonders bei Bergaufgehen oder Treppensteigen. Bleibt der Betroffene für eine kurze Zeit stehen - etwa vor einem Schaufenster - lassen die Schmerzen und die Schwere in den Beinen nach und er kann weitergehen. Die Länge der Gehstrecke, die er schmerzfrei gehen kann, ist ein wichtiges Kriterium für die Therapieentscheidung. Treten die Schmerzen erst bei starker Belastung der Beine auf, hilft tägliches Gehtraining. In weiter fortgeschrittenen Stadien treten bereits in Ruhe schmerzhafte Muskelkrämpfe auf. Durchblutungsfördernde Maßnahmen (Medikamente, Katheterisierungsverfahren, oder Operationen) kommen zum Einsatz. Im letzten Stadium entwickeln sich großflächige Hautdefekte, der Fuß ist kühl, verfärbt sich bläulich. In diesem Stadium kommen vor allem Antibiotika und hautpflegende Substanzen zum Einsatz.
Wichtige Warnsignale eines Schlaganfalles sind Bewußtseinsstörungen, Halbseitenlähmungen (Hemiparesen), Sprach- und Empfindungsstörungen. Begleitend kann es zu Kreislaufstörungen (stark erhöhte oder erniedrigte Blutdruckwerte) und Atemstörungen (Ausfall des Atemreflexes) kommen. Ist eine der großen Halsschlagader (Arteria carotis communis) betroffen ist, treten in 50% der Fälle flüchtige meist einseitige Sehstörungen (Amaurosis fugax) auf. Auch Drehschwindelattacken, Lähmungen der Augenmuskeln oder Schluckstörungen können im Rahmen von Durchblutungsstörungen im Gehirn auftreten.
Durch Schädigung der kleinen Gefäße und Kapillaren (Mikroangiopathie) entwickeln sich Nieren- und Augenschäden.
Im Rahmen der diabetischen Nephropathie kommt es sowohl bei Typ1 als auch bei Typ 2 Diabetikern zunächst zu einer Vergrößerung der Niere und zu gesteigerter Funktion, welche sich für die Patienten jedoch nicht bemerkbar macht (Stadium 1). Im Verlauf weiterer Jahre entstehen mikroskopisch feine Verdickungen des Gewebes im Bereich der Nierenkörperchen. Auch diese kann der Patient subjektiv nicht feststellen (Stadium 2). Schließlich sind die Glomerula so stark verdickt, das sie ihre Filterfunktion nicht mehr ausüben können, kleine Eiweißmoleküle (Albumin) können den Filter passieren und gehen dem Körper verloren. Erhöhte Blutdruckwerten sind in diesem Stadium häufig die ersten Anzeichen für eine Nierenbeteiligung (Stadium 3). Im weiteren Verlauf der diabetischen Nephropathie kommt es zu kontinuierlichem Eiweißverlust, Störungen des Wasser- und Salzhaushaltes des Körpers und Infektanfälligkeit (Stadium 4). Treten zusätzlich erhöhte Blutfettwerte und Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) in den Beinen auf, so spricht man von einem nephrotischen Syndrom. Schließlich werden Stoffwechselendprodukte nicht mehr ausgeschieden. Es kommt zum Versagen sämtlicher Funktionen der Niere (terminale Nierenisuffizienz). Der Diabetiker wird dialysepflichtig.
Die diabetische Retinopathie verläuft lange Zeit symptomlos, kann aber bereits therapiebedürftig sein. Erst fortgeschrittene Netzhautveränderungen verursachen Sehstörungen, die zur Erblindung führen können. Durch optimale Einstellung des Blutzuckers lassen sich Folgeerkrankungen in der Regel verhindern.
Anja Neufang-Sahr, Prof. Dr. med.Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Erstellt: 2003