Einfluss von Koffein auf die Herzratenvariabilität bei Typ 1 Diabetes
(20.08.2004) Der Effekt von Koffein auf die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Die vorliegende englische Studie widmete sich der Frage, welchen Effekt Koffein auf das autonome Nervensystem (gemessen an der Herzfrequenzvariabilität HRV) in der Hochrisikogruppe von Typ 1 Diabetikern und bei Kontrollpersonen ohne Diabetes hat.
Eine reduzierte Herzratenvariabilität geht mit einem erhöhten Risiko einher, vorzeitig an Herzerkrankungen zu leiden. Patienten, die über längere Zeit an einem Diabetes Typ 1 leiden, sind besonders gefährdet, Herzerkrankungen zu entwickeln.
Unter Herzratenvariabilität oder Herzfrequenzvariabilität versteht man Schwankungen der Herzfrequenz über einen kürzeren oder längeren Messzeitraum bei einer Analyse von Herzschlag zu Herzschlag. Das Herz reagiert im Normalfall flexibel auf innere und äußere Signale mit fein abgestimmten Veränderungen der Herzschlagfolge. Bei Diabetikern wird häufig eine Verminderung der Herzratenvariabilität festgestellt. Eine Verminderung der Herzratenvariabilität bedeutet ein erhöhtes Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln.
Forscher haben den Effekt von Koffein auf die Herzratenvariabilität (HRV) bei 20 Diabetikern und 10 gesunden Probanden untersucht. 20 Typ 1 Diabetiker und 10 gesunde Probanden ohne Diabetes erhielten über 2 Wochen 2 x täglich 250 mg Koffein in Tablettenform. Dies entspricht etwa drei bis vier Tassen Kaffee pro Tag.
Die Änderungen der Herzratenvariabilität wurden nach zwei und nach vier Wochen gemessen. Interessanter Weise verbesserte sich diese in beiden Gruppen statistisch bedeutend: um 103 Prozent in der Diabetesgruppe (p = 0.009) und um 38 Prozent in der Kontrollgruppe (p = 0.002). Mäßiger Koffeinkonsum verbesserte die autonome Funktion bei Diabetikern wie auch bei den gesunden Probanden.
Bei Menschen, die eine nicht normale Herzratenvariabilität haben, könnte ein regelmäßiger Kaffeekonsum in der Lage sein, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Darüber hinaus müssen Langzeitstudien klären, ob ein Zusammenhang zwischen Arrhythmien (unregelmäßige Abfolge des Herzschlages) und dem plötzlichen Herztod bei Diabetikern und anderen Hochrisikogruppen besteht.
Gunilla Erdmann, freie Mitarbeiterin des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Quelle: Richardson et al.: Influence of Caffeine on Heart Rate Variability in Patients With Long-Standing Type 1 Diabetes. Diabetes Care 27: 1127-1131, 2004
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