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    Fettrezeptoren auf der Zunge sorgen für „Lust auf Fettes“
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    Fettrezeptoren auf der Zunge sorgen für „Lust auf Fettes“

    (09.01.2006) Was verbindet Pizza, Pommes, Wurst & Co.? Zum Beispiel der relativ hohe Fettgehalt. Die Lust auf Fettes ist bei vielen besonders ausgeprägt – nicht umsonst gibt es bei uns immer mehr Menschen, die mit Übergewicht und möglichen bedrohlichen Folgen wie Diabetes und Herzkreislauferkrankungen zu kämpfen haben. Wissenschaftler um den Franzosen Philippe Besnard von der Universität Bourgogne in Dijon haben jetzt überzeugende Hinweise geliefert, dass es sogar einen eigenen Geschmacksinn für „fett“ gibt.


    Spezielle Geschmacks-
    sensoren für Fett steuern
    mit die Vorliebe für fett-
    reiche Sachen
    Foto: DAK/ Wigger
    Insgesamt verfügt der Mensch im Mundraum über etwa 5.000 bis 10.000 Geschmacksknospen, wovon zwei Drittel auf der Zunge liegen. Über Poren haben die Geschmacksknospen Zugang zur Zungenoberfläche. Mit Speichel durchmischte Nahrung gelangt in die Poren und reizt dort die Sinneszellen. Bisher waren fünf verschiedene Geschmacksqualitäten bekannt, die über entsprechende Rezeptoren auf der Zunge bzw. in den Geschmacksknospen wahrgenommen werden: süß, sauer, salzig, bitter und „umami“ (von jap. „umai“ = „fleischig, herzhaft“). Bereits seit Längerem vermuten Experten, dass es außerdem einen speziellen Rezeptor für die Geschmacksrichtung „fett“ gibt.

    Ein solcher „Rezeptor-Kandidat“, der an der Geschmackswahrnehmung für Fett beteiligt ist, war für die französischen Wissenschaftler das Glykoprotein CD36: Ein Fettsäuretransporter, welcher eine besondere Affinität zu langkettigen Fettsäuren zeigt und bei Ratten in den Geschmacksknospen der Zunge – genauer in den Spitzen der Geschmackszellen – nachgewiesen wurde. CD36 kommt beim Menschen in verschiedenen Körpergeweben vor, wo es unter anderem auch an der Fettspeicherung beteiligt ist.

    Besnard und sein Team überprüften die Funktion von CD36 bei Mäusen, die – ähnlich wie beim Menschen – eine besondere Vorliebe für fettreiche Nahrung haben. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass das Gen, welches für die Bildung von CD36 verantwortlich ist, in den Zungenpapillen der Tiere besonders aktiv ist. Für ihre Untersuchungen schalteten die Forscher bei einigen Mäusen das CD36-Gen aus (sogenannte Knock-Out-Mäuse). Das Ergebnis: Die „normalen“ Mäuse bevorzugten bei unterschiedlichen Nahrungsangeboten weiterhin besonders fetthaltige Nährlösungen. Die Knock-Out-Mäuse hingegen zeigten diese Fettvorliebe nicht mehr.


    Neben den Geschmacksqualitäten süß, sauer, salzig, bitter und umami gibt es vermutlich einen sechsten Geschmackssinn für „fett“. Vermittelt wird die Fettwahrnehmung von dem Rezeptorprotein CD36 in den Geschmacksknospen der Zunge. Es liegt nahe, dass Veränderungen beim Fettrezeptor CD36 möglicherweise auch zu einer vermehrten oder verringerten Fettvorliebe führen. Sollte sich ein solcher Zusammenhang in weiteren Studien bestätigen, könnte dies zukünftig neue Wege zur Bekämpfung von Übergewicht aufzeigen.


    Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung

    Quelle: Laugerette F, Passilly-Degrace P, Patris B et al. CD36 involvement in orosensory detection of dietary lipids, spontaneous fat preference, and digestive secretions. J Clin Invest 115 (2005) 3177-3184

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