Koffein verschlechtert Blutzuckerstoffwechsel nach Kohlenhydrataufnahme
(29.10.2004) Der Einfluss von Kaffee auf das Diabetes-Risiko wird gegenwärtig kontrovers diskutiert. Abhängig von der Menge des Kaffeekonsums erhöhte Kaffee in unterschiedlichen Studien das Risiko für Typ 2 Diabetes und verschlechterte die Insulinempfindlichkeit oder zeigte eine vor Diabetes schützende Wirkung. Daher können derzeit noch keine abschließenden Empfehlungen zur Vorbeugung eines Typ 2 Diabetes durch Kaffee bezüglich der Menge ausgesprochen werden.
In einer Studie (doppelblind placebokontrolliert Cross-over) wurde nun der Einfluss von Koffein auf den Zuckerstoffwechsel - genauer auf Nüchternblutzucker, Insulinausschüttung und Insulinantwort beim oralen Glukose-Toleranztest (oGTT) - bei bereits vorhandenem Typ 2 Diabetes untersucht. In die Studie wurden 14 regelmäßige Kaffeetrinker mit Typ 2 Diabetes im durchschnittlichen Alter von 61 Jahren einbezogen. Sie wurden während der Studie mit Diät, körperlicher Bewegung und großenteils Medikamenten gegen erhöhten Blutzucker weiterbehandelt.
Der mittlere Nüchternblutzuckerwert lag bei 7,5 mmol/l. In der Studienvorphase führten die Teilnehmer ein Tagebuch, wodurch eine durchschnittliche Koffeinzufuhr von 526 mg pro Tag ermittelt wurde. Innerhalb von zwei Wochen wurden zweimal morgens nüchtern nach Koffeinabstinenz Gelatinekapseln mit und ohne Koffein (Placebo) verabreicht. Anschließend wurde ein oraler Glukose-Toleranztest mit der Einnahme von 75 g Kohlenhydraten durchgeführt.
Das Koffein (insgesamt 375 mg) führte zu einer signifikant stärkeren Erhöhung der durchschnittlichen Blutzucker- und Insulinspiegel zwei Stunden nach Kohlenhydrataufnahme (postprandial) im Vergleich zur Placebogruppe. Nach Einnahme von zunächst 250 mg Koffein ergaben sich in der folgenden einstündigen Fastenzeit in dieser Hinsicht keine signifikanten Unterschiede.
In der vorliegenden Studie verschlechterte Koffein in Kapselform den Zuckerstoffwechsel nach Kohlenhydrataufnahme bei Typ 2 Diabetikern. Auswirkungen von Koffein auf die Nüchternblutzuckerwerte traten nicht auf. Gerade die Blutzuckererhöhung nach dem Essen wird derzeit als bedeutsamer Vorhersagefaktor für verschiedene Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus diskutiert. Ein Verzicht auf Kaffee oder eingeschränkter Kaffeekonsum könnte zu einer besseren Einstellung des Blutzuckerspiegels bei Typ 2 Diabetes führen oder eine gestörte Glukosetoleranz (Vorstufe des Diabetes mellitus) verbessern und somit Folgeerkrankungen vorbeugen.
In dieser Studie wurde jedoch die alleinige Wirkung von Koffein in Kapseln und nicht von Kaffee oder Tee untersucht. Diese enthalten vielfältige Komponenten mit ebenso vielfältigen Wirkungen, durch die der in Verbindung mit einer Mahlzeit festgestellte blutzuckersteigernde Effekt des Koffeins vergrößert oder aufgehoben werden könnte. Auch handelte es sich um eine sehr kleine Studiengruppe. Größere Studien müssen die Ergebnisse bestätigen, bevor abschließende Empfehlungen zur Menge des Kaffeekonsums bei Typ 2 Diabetes gegeben werden können. Außerdem sollten beim Kaffeegenuss auch mögliche andere ungünstige Einflüsse von Koffein beachtet werden. Wie vieles andere sollte sich auch der Kaffeegenuss auf einem mäßigen Niveau von bis zu 4-5 Tassen pro Tag bewegen, bis abschließende Empfehlungen ausgesprochen werden können.
Dr. med. Melanie Stapperfend, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Quelle: Lane JD, Barkauskas CE, Surwit RS, Feinglos MN. Caffeine Impairs Glucose Metabolism in Type 2 Diabetes. Diabetes Care 2004; 27: 2047-2048. |