Kakao verbessert Gefäßfunktion bei Typ 2 Diabetikern
(03.07.2008) Ein internationales Wissenschaftler-Team unter Federführung der Universität Aachen hat in einer zweiteiligen Studie gezeigt, dass mit Flavanolen stark angereicherte Kakaogetränke die Gefäßfunktion messbar verbessern können. Die interessanten Ergebnisse der ungewöhnlichen Studie wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Journal of the American College of Cardiology vorgestellt.
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Flavanole sind sekundäre Pflanzenstoffe, die mit gesundheitsfördernden Wirkungen in Verbindung gebracht werden. Hierzu gehört vor allem ein schützender Effekt gegen Herzkreislauferkrankungen. Die günstigen Inhaltsstoffe findet man in Tee, in bestimmten Früchten und daraus hergestellten Getränken (z. B. Rotwein) – und in der Kakaobohne. Wissenschaftler von der Universität Aachen und der kalifornischen Davis-Universität haben untersucht, ob höhere Flavanol-Dosen in einem Kakaogetränk auch die Gefäßfunktion von Patienten mit Typ 2 Diabetes beeinflussen. Das Alter der Studienteilnehmer lag zwischen 50 und 80 Jahren, und die Diabeteserkrankung war seit mindestens fünf Jahren bekannt. Gesponsert wurde die Studie von dem Süßwarenkonzern Mars, der sich ein Verfahren zur Anreicherung von Flavanolen in Instantgetränken patentieren lassen hat.
Es ist bekannt, dass viele Typ 2 Diabetiker ein erhöhtes Herzkreislaufrisiko aufweisen – die Gefäßverkalkung bzw. Arteriosklerose schreitet hier besonders schnell voran. Eine der ersten messbaren Folgen der Arteriosklerose ist die Einschränkung der Gefäßfunktion – Mediziner sprechen von der so genannten Endotheldysfunktion. Gemeint ist damit eine Fehlfunktion der Zellschicht, die das Blutgefäß von innen auskleidet. Diese Zellschicht wird als Endothel bezeichnet. Ein gesundes Gefäß-Endothel übernimmt verschiedene wichtige Funktionen, mit denen es Gefäßschäden und einer Gefäßverkalkung entgegenwirkt. Hierzu gehören zum Beispiel die Regulierung der Gefäßweite und der Gefäßdurchlässigkeit. Ebenso greift das Endothel normalisierend in die Blutgerinnung und in arteriosklerosefördernde chronische entzündliche Prozesse ein. Bei der Endotheldysfunktion ist das Endothel geschädigt und die genannten Mechanismen geraten ins Ungleichgewicht.
Wie gut das Gefäß-Endothel noch funktioniert, lässt sich mit einer speziellen Untersuchung im hochauflösenden Ultraschall feststellen. In dem Test wird gemessen, um wie viel sich die große Armarterie (Arteria brachialis) erweitert, nachdem die Blutzufuhr durch Aufpumpen einer Blutdruckmanschette kurz unterbrochen wurde. Eine starke Ausdehnung der Arterie gilt als Zeichen für eine gute Endothelfunktion (das Endothel gibt Substanzen ab, die im Bedarfsfall zur Gefäßerweiterung führen).
Bei den aktuellen Untersuchungen (randomisierte Doppelblind-Studien) haben Wissenschaftler die Funktion des Gefäßendothels nach Zufuhr verschieden hoher Flavanol-Dosen gemessen. In einem ersten Teil der Studie erhielten 10 Typ 2 Diabetiker ein Kakaogetränk mit entweder 75 mg, 371 mg oder 963 mg Flavanolen. Nach 2 Stunden wurde die Endothelfunktion wie beschrieben im Ultraschall bestimmt. Das Ergebnis: Die Funktion des Gefäßendothels verbesserte sich unter den beiden höchsten Flavanol-Dosen deutlich. Nach Zufuhr des Kakaogetränks mit 963 mg Flavanol nahm die Ausdehnung der Arteria brachialis von durchschnittlich 3,7 mm auf 5,5 mm zu (p < 0,001). Gleichzeitig stieg auch der Flavanolgehalt im Blut kurzfristig an.
In der zweiten Studie wurden 41 Typ 2 Diabetikern dreimal täglich ein Kakaogetränk mit je 25 mg oder 321 mg Flavanolen verabreicht. Nach 30 Tagen zeigte sich auch hier ein deutlicher Anstieg der Endothelfunktion um immerhin 30 Prozent (p < 0,0001 im Vergleich zum Studienbeginn). Allerdings galt die Verbesserung nur für die hohen täglichen Flavanol-Dosen von 3 x 321 mg. Unter den 25 mg Dosen – dies ist die durchschnittliche Flavanolmenge, die in derzeitigen Kakaogetränken enthalten ist – veränderte sich nichts.
Das spannende FAZIT: Ab einer bestimmten (hohen) Dosis wirken sich Flavanole aus der Kakaobohne günstig auf die bei Typ 2 Diabetikern gestörte Endothelfunktion aus. Hieraus lassen sich gefäßschützende Wirkungen ableiten. Ob und in welchem Umfang Flavanole damit auch das Risiko für Herzkreislauferkrankungen senken können, müssen weitere Studien klären.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin von Diabetes-Deutschland.de
Quelle: Balzer J, Rassaf T, Heiss C et al. Sustained Benefits in Vascular Function Through Flavanol-Containing Cocoa in Medicated Diabetic Patients. J Am Coll Cardiol, 2008; 51:2141-2149 |