Diabetes mellitus: Blutzuckerkontrolle stärkt Herzmuskel
(02.05.2007) Die optimale Einstellung des Blutzuckers bessert bei Menschen mit Diabetes mellitus bereits nach wenigen Wochen die Herzfunktion. Sie vermindert dadurch eine Pumpstörung, die langfristig zu einer tödlichen Herzschwäche (Herzinsuffizienz) führen kann. Dies konnte jetzt erstmals in einer Studie in der "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" gezeigt werden.
Wenn das Herz nicht genügend Blut in den Kreislauf pumpt, liegt dies nicht immer daran, dass der Herzmuskel zu schwach geworden ist. Ebenso häufig ist die Füllung des Herzens in der Diastole, der Ruhephase zwischen zwei Herzschlägen, behindert. In der Diastole entspannt sich der Herzmuskel. Er wird dabei nicht einfach durch das einströmende Blut gedehnt, wie Professor Helene von Bibra vom Diabeteszentrum in München ausführt. Es handele sich vielmehr um eine aktive Leistung des Herzmuskels, die auf eine ausreichende Energiezufuhr und Durchblutung des Herzmuskels angewiesen ist. Beides ist bei der Zuckerkrankheit langfristig gestört, weshalb Diabetiker deutlich häufiger als andere Menschen an einer Dehnungsstörung des Herzmuskels leiden.
Im Anfangsstadium war sie bisher nicht nachweisbar. Doch die Münchener Arbeitsgruppe um Professor von Bibra hat jetzt mit Kollegen vom Karolinska Krankenhaus in Stockholm ein Verfahren erprobt, mit der die Dehnung des Herzmuskels in der Diastole messbar wird. Es handelt sich um eine spezielle Form der Ultraschalluntersuchung am Herzen, die gepulste Gewebe-Dopplersonografie. Sie misst an sechs Orten die Bewegung des Herzmuskels in der Diastole. Der Durchschnittswert bietet einen guten Eindruck von der globalen Funktion des Herzmuskels.
In Stockholm wurden Diabetiker vor und nach einer Optimierung der Therapie mit der Gewebe-Dopplersonografie untersucht. Die Patienten erhielten eine spezielle Diätberatung, und die Ärzte erhöhten die Dosis der Diabetesmedikamente (Insulin oder Tabletten), so dass sich die Blutzuckerwerte langfristig besserten. Wie Prof. von Bibra berichtet, kam es bereits nach drei Wochen zu einer spürbaren Verbesserung der Muskelentspannung in der Diastole. Eine weitere Gruppe von Diabetikern wurde in München über ein ganzes Jahr intensiv betreut. Auch hier hatte die Therapieoptimierung, wie Professor von Bibra jetzt berichtet, einen günstigen Einfluss auf die Herzmuskelfunktion in der Diastole. Die Studie ist von großer Bedeutung, da 50 bis 70 Prozent aller Diabetiker eine diastolische Funktionsstörung haben, gegenüber 16 Prozent in der Allgemeinbevölkerung. Diese Störung ist laut Professor von Bibra für die Hälfte aller chronischen Herzinsuffizienzen verantwortlich.
Quelle: Presseinformation Thieme Presseservice H. von Bibra et al.: Verbesserung der Myokardfunktion durch verbesserte Stoffwechselkontrolle bei Typ-2-Diabetes, DMW 2007; 132 (14): S. 729-734
|