Typ 2 Diabetes ist ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfall
(11.06.2007) Menschen mit einem Typ 2 Diabetes sind häufig auch besonders frühzeitig von einer rasch voranschreitenden Arteriosklerose betroffen. Entsprechend ist das Risiko für eine Herzgefäßerkrankung (KHK) bei Diabetikern im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um etwa das Zwei- bis Vierfacher erhöht. Rund 80 Prozent aller Typ 2 Diabetiker versterben an den Folgen einer Herzgefäßerkrankung. Neben dem Herzinfarkt ist auch der Schlaganfall eine bedrohliche und häufige Folge der frühzeitigen Gefäßschädigung.
Ein Schlaganfall kann prinzipiell jeden treffen. Es gibt jedoch eine Reihe von Risikofaktoren, die das Auftreten eines Schlaganfalls begünstigen. Neben Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, schlechten Blutfettwerten, Übergewicht, Rauchen und zu wenig körperlicher Aktivität gehört hierzu auch der Diabetes mellitus. Untersuchungen aus der Vergangenheit zeigen, dass 16 bis 24 Prozent aller Patienten, die sich mit einem Schlaganfallereignis im Krankenhaus vorstellen, einen bisher nicht erkannten Diabetes haben. Hinzu kommt, dass eine Diabeteserkrankung die Prognose nach einem Schlaganfall häufig zusätzlich verschlechtert: Die Krankenhausaufenthalte sind länger, die Sterblichkeit ist höher und es kommt öfter zu bleibenden Behinderungen. Wissenschaftler aus den USA und aus Kanada haben bei 12.272 Typ 2 Diabetikern das Schlaganfall-Risiko in den ersten Jahren nach der Diabetesdiagnose untersucht und mit den Zahlen in der Allgemeinbevölkerung verglichen. Die Ergebnisse wurden vor kurzem in der Fachzeitschrift Stroke veröffentlicht.
Das Team um den Neurologen Thomas Jeerakathil von der medizinischen Universität in Alberta, Kanada, schloss in die Untersuchung alle Patienten ein, die sich in einem bestimmten Zeitraum bei einem Arzt in der Region Saskatchewan vorgestellt und hier erstmalig ein Rezept für ein Diabetesmedikament (Tabletten) erhalten hatten. Die Patienten wiesen zu Studienbeginn ein Durchschnittsalter von 64 Jahren auf. Während der fünf Folgejahre wurden sämtliche Fälle dokumentiert, die sich mit einem Schlaganfallereignis im Krankenhaus vorgestellt hatten.
Das ERGEBNIS:
Insgesamt hatten 9,1 Prozent aller Diabetiker in dem 5-jährigen Beobachtungszeitraum einen Schlaganfall erlitten. Die altersstandardisierte Rate der Schlaganfall-Neuereignisse (Inzidenzrate) betrug während dieser Zeit 642 pro 100.000 Personenjahre. Im Vergleich hierzu lag die Inzidenzrate in der Allgemeinbevölkerung „nur“ bei 313 pro 100.00 Personenjahre. Mit anderen Worten: Die Schlaganfallhäufigkeit hatte sich bereits in den ersten Jahren der Diabeteserkrankung um mehr als das Doppelte erhöht. Am stärksten betroffen waren die jüngeren Typ 2 Diabetiker: In der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen lag die Schlaganfallhäufigkeit um das 5,6-fache höher als bei gleichaltrigen Nicht-Diabetikern. Bei Personen über 75 Jahre war die Schlaganfallhäufigkeit immerhin noch um das 1,8-fache erhöht.
Das FAZIT:
Typ 2 Diabetes ist ein wichtiger Risikofaktor für den Schlaganfall – bereits in den ersten Jahren der Diabeteserkrankung nimmt die Wahrscheinlichkeit für ein entsprechendes Ereignis deutlich zu. Besonders auffällig ist die Risikoerhöhung bei den jüngeren Typ 2 Diabetikern, hier treten Schlaganfälle fast 6-mal häufiger auf als bei gleichaltrigen Personen ohne Diabeteserkrankung. Die Autoren der Studie weisen in diesem Zusammenhang noch einmal eindringlich darauf hin, dass andere bekannte Schlaganfallrisikofaktoren wie zum Beispiel Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht oder körperliche Inaktivität gerade bei Typ 2 Diabetikern besonders ernst genommen werden müssen.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Jeerakathil T, Johnson JA, Simpson SH et al. Short-Term Risk for Stroke Is Doubled in Persons With Newly Treated Type 2 Diabetes Compared With Persons Without Diabetes. A Population-Based Cohort Study. Stroke May 2007; published online before print, doi:10.1161/STROKEAHA.106.481390 |